24. November 2024

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Treuhänder verkauft wichtigste Signa-Immobilien

Die Gläubiger der insolventen Signa-Gruppe beschließen offiziell einen Sanierungsplan. Forderungen in Milliardenhöhe stehen im Raum. Deshalb wird die zentrale Immobilien-Einheit de facto abgewickelt.

Die hochkarätigsten Immobilien aus dem insolventen Reich des österreichischen Investors René Benko sollen in den nächsten Jahren von einem Treuhänder verkauft werden. Für diese Lösung stimmten in Wien mehr als 400 Gläubiger der Teilgesellschaft Signa Prime Selection AG, wie der Insolvenzverwalter mitteilt. Damit entschieden sie sich dagegen, den Kernbestand von Signa schneller, aber zu möglicherweise niedrigeren Erträgen zu Geld zu machen.

Die Signa Prime gilt als das Schmuckstück der verschachtelten Signa-Gruppe, die im Zuge von gestiegenen Zinsen, Baukosten und Energiepreisen in die Krise geschlittert ist. Zum Prime-Portfolio gehören unter anderem der noch unfertige Elbtower in Hamburg, das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe, Immobilien der Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof und das Gebäude des österreichischen Verfassungsgerichtshofs.

Forderungen von rund 12,8 Milliarden Euro

Wie sich die Entscheidung der Gläubiger auf den geplanten Verkauf der deutschen Objekte auswirkt, war nicht unmittelbar klar. Fest steht jedoch, dass Insolvenzverwalter Norbert Abel als Treuhänder nun mehrere Jahre Zeit hat, um alle Immobilien zu verwerten. Gläubiger der Signa Prime haben Forderungen von rund 12,8 Milliarden Euro angemeldet. Der Verwalter hat davon bislang nur etwa 5,9 Milliarden Euro anerkannt.

«Letztendlich ist es die wirtschaftlich vernünftigste Lösung», sagte Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform. Denn Abel gehe in seinem Treuhandplan davon aus, dass sich der Immobilienmarkt in den kommenden Jahren erholt. «Klar ist, dass am Ende Signa nur mehr am Papier bestehen bleibt», sagte Weinhofer.

Österreich pochte auf raschen Abverkauf

Aus steuerlichen Gründen werden die deutschen Immobilien von Signa Prime formell nicht dem Treuhänder unterstellt, de facto behält er aber über Zustimmungsrechte und über offene Forderungen der Signa Prime an deren Untergesellschaften die Kontrolle. Bei der Gläubigerversammlung in Wien ging es nur um die Abwicklung von Signa-Immobilien, nicht um den Verkauf von Warenhausbetrieben wie KaDeWe und Galeria Karstadt Kaufhof. Diese ebenfalls zur Signa-Gruppe gehörenden Einzelhändler sind jedoch ebenfalls insolvent und suchen nach Käufern.

Gegen die längerfristige Abwicklung positionierte sich die Republik Österreich als Signa-Gläubiger. Ein rascher Abverkauf würde mehr Klarheit in die intransparente Firmengruppe bringen und etwaige strafrechtliche Ermittlungen rund um den Niedergang von Signa erleichtern, argumentierte der oberste Rechtsvertreter der Republik, Wolfgang Peschorn, am Freitagmorgen im Radio Ö1. «Und ich hoffe auch darauf, dass die Strafbehörden hier alsbald zielgerichtete Ermittlungen aufnehmen», sagte er.

Ermittlungen wegen Geldwäsche-Verdachts

In Deutschland hat die Münchner Staatsanwaltschaft bereits mit Ermittlungen wegen Geldwäsche-Verdachts bei der Signa-Gruppe begonnen. Aus einer Mitteilung der Münchner Behörde ging vorige Woche hervor, dass auch andere Staatsanwaltschaften in Deutschland mit dem Fall befasst sind. Die Anwälte von René Benko haben Berichte über die Vorwürfe als «haltlos» zurückgewiesen. Benko hat vor Kurzem selbst Insolvenz angemeldet.

Die schwer angeschlagene Signa hatte im Herbst noch versucht, das Ruder mithilfe von angeheuerten Sanierungsexperten herumzureißen. Im Dezember meldeten Signa Prime und Signa Development Insolvenz an. «Ziel ist die geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs im Rahmen der Eigenverwaltung und die nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens,» hieß es damals von Signa. Davon war am Montag keine Rede mehr.

Auch Signa Development betroffen

Auch die Gläubiger der insolventen Immobilienentwicklungs-Einheit Signa Development Selection AG stimmten für einen Treuhand-Plan. Signa Development ist mit Forderungen von 2,3 Milliarden Euro konfrontiert, von denen bisher mehr als 1 Milliarde anerkannt wurde. 

Von Albert Otti, dpa