Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) belässt den Leitzins zum fünften Mal in Folge unverändert auf hohem Niveau. Er liegt damit weiterhin in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent, wie der Zentralbankrat in Washington mitteilte. Zu diesem Satz können sich Geschäftsbanken Zentralbankgeld leihen. Die Entscheidung war erwartet worden. Der Leitzins ist damit weiterhin so hoch wie seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr. Die neue Wirtschaftsprognose der Fed deutet außerdem weiter darauf hin, dass die Zentralbank in diesem Jahr die Zinsen senken kann – aber wohl langsamer.
Die Entscheider der Fed rechnen für dieses Jahr im Mittel weiterhin mit einem Leitzins von 4,6 Prozent. Das deutet auf drei Zinssenkungen in diesem Jahr hin. Seit März 2022 hat die Fed ihren Leitzins im Kampf gegen die Inflation im rekordverdächtigen Tempo um mehr als fünf Prozentpunkte angehoben – in den vergangenen Monaten aber nicht mehr an der Zinsschraube gedreht und die Zinsen auf hohem Niveau belassen. Der Preisauftrieb in den USA hatte sich zuletzt unerwartet wieder etwas beschleunigt – die Inflation erweist sich als hartnäckig.
Die Verbraucherpreise stiegen im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,2 Prozent. Analysten hatten im Schnitt eine unveränderte Rate von 3,1 Prozent erwartet. Die US-Notenbank strebt mittelfristig eine Preisstabilität von 2 Prozent an. Die rasante Teuerung war unter anderem vom Anstieg der Energiepreise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine und den Folgen der Corona-Pandemie ausgelöst worden. Die Teuerungsrate in den USA war immer Sommer 2022 mit mehr als 9 Prozent so hoch wie seit rund vier Jahrzehnten nicht mehr.
Nun hat die US-Notenbank neue Schätzungen zur Teuerungsrate veröffentlicht. Sie rechnet in diesem Jahr weiter mit einer Teuerungsrate von durchschnittlich 2,4 Prozent. Das entspricht der Prognose von Dezember. Für das Jahr 2025 geht die Fed von einer Inflationsrate von 2,2 Prozent aus. Die Kerninflation, also ohne Berücksichtigung von Lebensmittel- und Energiepreisen, soll dieses Jahr aber bei 2,6 Prozent (Dezember: 2,4) liegen. Die Notenbanker schauen in ihrer Analyse besonders auf diesen Wert. Er gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate, da schwankungsanfällige Komponenten herausgerechnet werden.
Auf der Suche nach der richtigen Balance
Die Inflation im Zaum zu halten, ist die klassische Aufgabe der Notenbanken. Die Fed dreht im Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise an der Zinsschraube, um die Nachfrage auszubremsen. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr für Kredite ausgeben – oder leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht unbegrenzt weitergeben – und idealerweise sinkt die Inflationsrate. Für die Fed ist es aber wichtig, die richtige Balance zu finden. Denn bei zu hohen Zinsen besteht die Gefahr einer Rezession.
Die rasanten Zinsanhebungen der Fed hatten das Wachstum in der größten Volkswirtschaft erwartungsgemäß gedämpft. Doch die US-Wirtschaftsdaten haben Volkswirte – und wohl auch die Notenbanker – positiv überrascht. Die Fed sagt nun für dieses Jahr ein deutlich höheres Wirtschaftswachstum voraus als noch vor drei Monaten angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft wird demnach 2024 um 2,1 Prozent (Dezember: 1,4) wachsen. Die neuen Zahlen dürften den Druck auf die Fed mindern, die Zinsen schnell deutlich zu senken, also bereits bei der kommenden Sitzung Anfang Mai.
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