Ärmere Länder dürfen nach Auffassung eines Spitzenmanagers der Weltbank bei drängenden Problemen wie dem Klimawandel nicht im Stich gelassen werden. Der Entwicklungsexperte und Senior Managing Director bei der Weltbank, Axel van Trotsenburg, warnte davor, dass sich wohlhabendere Länder abkoppeln.
«Heutzutage, und das hat man leider auch mit Covid gesehen, ist nichts mehr lokal, alles wird global. Das heißt, es braucht eine internationale Antwort», sagte er im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur in Washington. Die internationale Gemeinschaft müsse sich auch weiter um die ärmsten Länder der Welt kümmern, sagte van Trotsenburg. Es sei zwar einfach, sich «einzuigeln» und nur um die Probleme im eigenen Land zu kümmern. Aber van Trotsenburg betonte, es sei wichtig, Solidarität zu leben.
Dabei spielten multilaterale Organisationen wie die Weltbank eine besondere Rolle, sagte der 65-Jährige. «Wir müssen im ständigen Wandel sein.» Deshalb sei es auch wichtig, dass die Weltbank derzeit einen Reformprozess durchmache. Ziel der Reform ist weiterhin die Bekämpfung von Armut. Doch durch neue Kriterien bei der Vergabe der Weltbank-Kredite soll es sich für Staaten mehr lohnen, in Projekte zu investieren, die nicht allein zu ihrem eigenen Nutzen sind – etwa in den Schutz von Regenwäldern und bedrohten Arten oder in die Bekämpfung ansteckender Krankheiten.
Die Weltbank sei eine Art lernende Institution, die sich immer neuen Gegebenheiten anpasse, sagte van Trotsenburg. Dabei gebe sie nicht nur Geld weiter, sondern auch Wissen. Die aktuelle globale Zersplitterung sei allerdings eine enorme Herausforderung, sagte er auch mit Blick auf geopolitische Konflikte. «Ich bin schon lange bei der Weltbank. Ich glaube, man muss den Willen haben und ich weiß, es gibt immer neue Probleme», betonte er. Er sei aber ein «ewiger Optimist» und überzeugt davon, dass es möglich sei, unterschiedliche Parteien zusammenzubringen. Van Trotsenburg arbeitet seit mehr als 35 Jahren bei der Weltbank.
Entwicklungshilfe und Kampf gegen Armut als Kernaufgaben
Die Weltbank leiht armen Ländern Geld zu günstigen Konditionen mit dem Ziel, deren Wirtschaft zu stärken und die Armut dort zu reduzieren. Die Organisation wird von 189 Staaten weltweit getragen. Zunächst war Hauptzweck der Organisation mit Sitz in Washington, den Wiederaufbau nicht zuletzt in Europa zu fördern und in Zusammenarbeit mit dem IWF stabile Währungen zu schaffen. Seit den 1960er Jahren liegt ihre Kernaufgabe in der Entwicklungshilfe und im Kampf gegen die Armut, neuerdings auch im Klimaschutz. In der Regel hilft die Weltbank mit zinsgünstigen Darlehen und sogenannten Mikro-Krediten.
Sie koordiniert Entwicklungsprojekte, unterstützt Bildungsangebote, leistet technische Hilfe und steht den bedürftigen Staaten bei Investitionen in Infrastruktur oder beim Kampf gegen Korruption zur Seite. Die Weltbank verfügt über verschiedene Finanzierungsinstrumente. So vergibt die Entwicklungsorganisation IDA Kredite unter Auflagen an die ärmsten Länder. Auf diese Länder entfallen inzwischen 90 Prozent aller Menschen, die von Hunger oder Unterernährung betroffen sind. Einem aktuellen Bericht der Weltbank zufolge ist ein Drittel der 75 IDA-Länder ärmer als vor Beginn der Corona-Pandemie. Mehr als die Hälfte der IDA-Länder befindet sich im Afrika südlich der Sahara.
Die Mitgliedstaaten der Weltbank sind zugleich die Kapitaleigner der Weltbank. Je höher der Anteil, desto mehr Stimmrechte besitzt das Land. Größter Anteilseigner sind die USA vor Japan und China. Länder wie Deutschland und Frankreich haben ebenfalls großen Einfluss.
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