21. November 2024

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Bahn wieder unpünktlicher – Sorge vor Pfingst-Reisechaos

Die Bahn ist im April wieder unpünktlicher geworden. Grund sind Baustellen, die der Konzern vor der Fußball-EM abarbeiten will. Das dürfte auch über Pfingsten den Verkehr ausbremsen.

Vor der Fußball-Europameisterschaft will die Bahn möglichst viele Baustellen auf der Schiene abarbeiten – die Fernzüge sind im April deshalb wieder unpünktlicher unterwegs gewesen. Lediglich 64,3 Prozent der IC- und ICE-Züge der Bahn kamen im vergangenen Monat ohne größere Verzögerung ans Ziel, wie der Konzern mitteilte. Im März lag die Quote noch bei 67,6 Prozent. Als verspätet gilt ein Zug ab einer Verzögerung von sechs Minuten.

Die sogenannte Reisendenpünktlichkeit ist im April im Vergleich zum März hingegen nur leicht um 0,3 Punkte auf 70,2 Prozent zurückgegangen. Sie gibt an, wie groß der Anteil der Fahrgäste im Fernverkehr war, die ihr Ziel im entsprechenden Monat pünktlich erreicht haben. Verspätungen gehen dabei ab einer Verzögerung von 15 Minuten in die Statistik ein. Dafür erfasst sie auch Zugausfälle, die sich auf die Pünktlichkeit der Kundinnen und Kunden auswirken.

Viele Baustellen wegen überaltertem Netz

Die Bahn und ihre Fahrgäste kämpfen aufgrund des an vielen Stellen überalterten Netzes seit Jahren mit der hohen Unzuverlässigkeit auf der Schiene. Im November war fast jeder zweite Zug unpünktlich unterwegs. In den darauffolgenden Monaten verbesserte sich die Pünktlichkeit zwar kontinuierlich. Doch im April sank sie wieder. «Zahlreiche Baustellen bremsen weiterhin die ICE- und IC-Züge aus», teilte die Bahn zur Begründung mit. «Bis zum Beginn der Fußball-EM kommt es dabei zu Spitzen im Baugeschehen, weil die DB ihre Bautätigkeit während der EM auf ein Minimum reduzieren wird.»

Das dürfte sich auch zu Pfingsten auf den Verkehr auswirken. Die Bahn rechnet für das lange Wochenende, wie in solchen Fällen üblich, mit einem äußerst hohen Reiseaufkommen. Insbesondere auf den Hauptverkehrsachsen seien die Züge voraussichtlich stark ausgelastet, teilte der Konzern mit. «Hauptreisetage werden der Freitag und der Pfingstmontag sein», hieß es. «Wir empfehlen, an diesen Tagen nur mit einer Sitzplatzreservierung in ICE- und Intercity-Zügen zu reisen.»

An Pfingsten besser Hauptreisezeiten meiden

Wer flexibel reisen könne, sollte die Hauptreisezeiten meiden und Verbindungen am frühen Morgen oder späten Abend nutzen. «Wenn der ICE ausgebucht ist, können auf manchen Strecken Intercity-Verbindungen gute Alternativen sein, da diese in der Regel weniger ausgelastet sind», hieß es weiter.

Im Regionalverkehr haben die Aufgabenträger in den Ländern in einigen Regionen zusätzliche Züge bestellt. Das ist etwa auf den Strecken zwischen Berlin und der Ostsee der Fall. «Grund ist die – auch durch das Deutschland-Ticket – stark gestiegene Nachfrage», teilte die Bahn mit.

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) warnte dennoch vor chaotischen Zuständen besonders im Regionalverkehr. «Vor allem Richtung Küste und auf die Inseln in Ostsee und Nordsee wird der bereitgestellte Regionalverkehr nicht ausreichen», sagte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats bei der Bahn-Tochter DB Regio, Ralf Damde, der «Augsburger Allgemeinen» (Freitag). «Uns fehlen Fahrangebot und Personal – es wird zu Frust und Eskalationen durch Überfüllungen, Zugausfälle und Zugräumungen kommen.»

Pfingstverkehr als Blaupause für EM-Zeit

Das Pfingstwochenende könne dabei auch als Blaupause für den Mehrverkehr während der Fußball-EM gesehen werden, sagte Damde weiter. «Ich appelliere an die Politik, Arbeitgeber und Eigentümer, den Regionalverkehr auf mehr Fahrgäste einzustellen und fordere ein EM-Sonderprogramm.»

Die Betriebsräte der Bahn und die EVG hatten zum Schutz der Bahn-Beschäftigten zuletzt angekündigt, während der EM notfalls auch Schichtpläne nicht zu genehmigen, wenn die Gefährdungslage das nicht hergebe. Dann würden auch Züge ausfallen. Die Bahn will für die Zeit des Fußballturniers in Deutschland rund 900 zusätzliche Sicherheitskräfte in den Zügen einsetzen, um Fahrgäste sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen.