Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus hat den Gläubigern von Galeria Karstadt Kaufhof empfohlen, heute für den Plan zur Sanierung der Warenhauskette zu stimmen. «Ich bin überzeugt, dass Galeria mit diesem Management und den neuen Investoren eine gute Zukunft hat. Deshalb empfehle ich den Gläubigern, den Plan anzunehmen», sagte der Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht. Die Alternative sei die Zerschlagung des Unternehmens.
Die Gläubigerversammlung kommt in der Messe Essen zusammen, um über den von Denkhaus erstellten Insolvenzplan abzustimmen, der das Unternehmen zurück in die Erfolgsspur bringen soll. Das Ergebnis soll am Nachmittag feststehen, die Veranstaltung ist nicht öffentlich.
Forderungen in Höhe von 886,1 Millionen Euro
Zu den Gläubigern zählen unter anderem Vermieter, Lieferanten, das Finanzamt und die Bundesagentur für Arbeit, die Insolvenzgeld an die Beschäftigten gezahlt hatte. In den vergangenen Wochen sind Forderungen in Höhe von 886,1 Millionen Euro angemeldet worden. Der Insolvenzplan verlangt von den Gläubigern, auf einen Großteil ihres Geldes zu verzichten.
Galeria-Sanierer Denkhaus erwartet eine Insolvenzquote von 2,5 bis 3 Prozent. Die Quote legt den Anteil des geschuldeten Geldes fest, den die Gläubiger bei Annahme des Plans zurückerhalten. Möglicherweise wird es aber auch etwas mehr werden. Zahlungen aus den Ansprüchen gegen den bisherigen Eigentümer, die Signa-Gruppe des Unternehmers René Benko, könnten die Quote nach Angaben von Denkhaus noch erhöhen.
Experten rechnen fest damit, dass der Plan angenommen wird. «Alles andere als eine Zustimmung wäre eine Riesenüberraschung. Die Gläubiger müssen Zugeständnisse machen, aber haben eigentlich keine andere Wahl», sagte der Professor für Unternehmensführung im Handel an der Hochschule Worms, Jörg Funder. Von einer Ablehnung des Plans und einer Generalinsolvenz würde niemand profitieren. Den Gläubigern droht dann ein Totalverlust und Galeria die Zerschlagung.
Wie es nach der Gläubigerversammlung weiter ginge
In dem Plan ist auch festgelegt, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und der Beteiligungsfirma BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz Galeria übernehmen soll. Im Zuge des Insolvenzverfahrens wird das Unternehmen erneut schrumpfen. Bis Ende August sollen 16 der 92 Warenhausfilialen schließen. 1400 der rund 12.800 Beschäftigten verlieren ihren Job.
Verdi-Verhandlungsführer Marcel Schäuble forderte vor der Abstimmung erneut ein tragfähiges Zukunftskonzept von den neuen Eigentümern. «Es bedarf vor allem ausreichender Investitionen, um das Warenhauskonzept, Standorte und Arbeitsplätze langfristig zu sichern», sagte er. «Filialschließungen und Kostensenkungsprogramme führen, wie die Vergangenheit gezeigt hat, nicht zu einer erfolgreichen Neuausrichtung.»
Wenn die Gläubiger dem Insolvenzplan zustimmen, muss dieser vom Gericht erneut bestätigt wird. Anschließend kann das Insolvenzverfahren aufgehoben werden. Bis Ende Juli will Denkhaus das Unternehmen an die neuen Eigner übergeben. Anfang Januar hatte Galeria einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren.
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