Vor Beginn der Tarifverhandlungen für etwa 135.000 Beschäftigte privater Banken in Deutschland dämpft die Arbeitgeberseite die Erwartungen. Die Gehaltsforderungen der Gewerkschaften seien «deutlich zu hoch» angesichts der großen Unsicherheiten im Markt, sagte der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes des privaten Bankgewerbes (AGV Banken), Carsten Rogge-Strang, der dpa in Frankfurt.
Schwache Konjunktur und die voraussichtlich wieder sinkenden Zinsen seien nur zwei der vielfältigen Herausforderungen für die Institute. «Wir müssen da echt maßhalten.» Die Arbeitgeber seien jedoch «bereit zu fairen Gehaltsanpassungen», sagte Rogge-Strang.
Die Gewerkschaft Verdi fordert 12,5 Prozent mehr, mindestens jedoch 500 Euro. Der Deutsche Bankangestelltenverband (DBV) will eine Erhöhung um 16 Prozent oder mindestens 600 Euro brutto monatlich durchsetzen. «Wir fordern ein deutliches Einkommensplus, um den Reallohnverlust der Beschäftigten der privaten Banken abzufangen», argumentierte Verdi-Verhandlungsführer Jan Duscheck.
Die Verhandlungen sollen am Donnerstag mit einer ersten virtuellen Runde beginnen. Weitere Termine für den 17. Juni in Berlin und den 3. Juli in Frankfurt sind bereits vereinbart.
Kürzere Wochenarbeitszeit gefordert
Außer mehr Gehalt will der DBV eine Verringerung der Wochenarbeitszeit erreichen: In einem ersten Schritt solle zum 1. Januar 2025 die 38-Stunden-Woche bei gleichbleibendem Lohn eingeführt werden. Rogge-Strang betonte: «Arbeitszeitverkürzung werden wir nicht mitmachen.» Die Geldhäuser kämen den Beschäftigten bei Arbeitszeit- und Arbeitsort schon sehr flexibel entgegen. «Wir sind bestrebt, dass wir diese Tarifrunde, die in einem höchst volatilen Umfeld stattfindet, auf die Kernfrage Gehalt fokussieren», sagte Rogge-Strang.
In der vorhergehenden Tarifrunde hatten sich Gewerkschaften und Arbeitgeber erst nach mehr als neun Monaten geeinigt. Im April 2022 wurden Gehaltssteigerungen in zwei Stufen um insgesamt 5 Prozent vereinbart. Außerdem gab es zwei Einmalzahlungen von jeweils 500 Euro. Der Tarifvertrag hatte eine Laufzeit von 35 Monaten. Dieses Mal strebt Verdi eine Laufzeit von 12 Monaten an, der DBV wäre mit 24 Monaten einverstanden.
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