27. November 2024

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Keine Reisewelle zu Ostern – zögerliches Sommergeschäft

Die Corona-Pandemie hat die Reisebranche in eine tiefe Krise gestürzt. Eine nachhaltige Erholung ist vorerst nicht in Sicht. Dennoch könnte es in den Sommerferien in beliebten Regionen eng werden.

Auf Hoffnung folgt Ernüchterung: Die Corona-Krise hat die Reisebranche zunächst weiter fest im Griff. Das Ostergeschäft dürfte weitgehend ausfallen und das Sommergeschäft mit Pauschalreisen kommt nur zögerlich Schwung.

Viele Sonnenhungrige legen ihre Urlaubsplanung angesichts von Reisebeschränkungen und der Unsicherheit über den Verlauf der Pandemie vorerst auf Eis. Dabei ist die Reiselust Umfragen zufolge groß. Davon profitieren bislang vor allem Anbieter von Ferienwohnungen zwischen Rügen und Garmisch-Partenkirchen. Teilweise liegen die Buchungsanfragen über dem Angebot.

Nach der jüngsten Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) würde eine große Mehrheit der Bundesbürger im Frühjahr oder Sommer gerne in den Urlaub fahren. Es gibt aber noch viel Unsicherheit und viele Bedenken. Das bekommt die Branche zu spüren.

«Eine große Reisewelle an Ostern werden wir vermutlich nicht sehen», berichtet Norbert Fiebig, Präsident des Reiseverbandes DRV. Das gilt nach Einschätzung des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) auch für Ziele in Deutschland: «Für die Osterzeit und bis in den Mai hinein ist laut vieler Gastgeber eine teilweise große Zurückhaltung bei den Buchungen erkennbar.»

Seit der Ankündigung erster Impfstoffe ziehen die Buchungen für Sommer an – allerdings noch auf niedrigem Niveau. Nach Auswertungen von Travel Data + Analytics (TDA) lag der Umsatz mit Vorausbuchungen für Pauschalreisen für diesem Sommer Ende Dezember zusammengerechnet um 68 Prozent unter dem noch von der Corona-Pandemie unbeeinflussten Vorjahreszeitraum.

Marek Andryszak, TUI Deutschland-Chef, hofft auf wachsende Nachfrage Sonnenhungriger ab dem Frühjahr. «Im Januar und Februar rechnen wir wegen des Lockdowns noch mit einer Buchungsvorsicht der Kunden, doch danach, spätestens zu Ostern mit einer breiten Erholung.» Für eine nachhaltige Erholung des Geschäfts ab spätem Frühjahr spricht aus seiner Sicht unter anderem das europaweite Hochfahren der Corona-Impfungen und Corona-Tests für die Gäste.

FTI-Group-Geschäftsführer Ralph Schiller ist zuversichtlich, «dass Urlaub in vielen Ländern ab Frühjahr oder spätestens Sommer 2021 ohne größere Einschränkungen wieder möglich sein wird». Veranstalter versuchen das Geschäft mit der Möglichkeit kostenloser Umbuchungen oder Stornierungen anzuschieben.

Und wohin zieht es die Menschen, wenn es wieder losgeht? Die Branche rechnet damit, dass zunächst Ziele in Deutschland begehrt sein werden. «Traditionell sind die Destinationen an der Küste und im Alpenraum stets gefragte Ziele der Deutschen beim Urlaub im eigenen Land», berichtet der Deutsche Tourismusverband. Auch Seenregionen im Binnenland und die Mittelgebirge dürften von dem Trend zum Urlaub im Inland profitieren. Begehrt für Sommer und Herbst seien momentan vor allem Ferienwohnungen und Häuser.

Dem Deutschen Ferienhausverband zufolge sind beliebte Ziele an Nord- und Ostsee sowie in der Alpen für die Hauptreisezeit Juli und August bereits zu etwa 60 Prozent belegt. «Es ist davon auszugehen, dass es im Sommer voll wird». Auf den Nordseeinseln Norderney und Borkum gab es demnach zuletzt sogar mehr Buchungsanfragen für Ferienwohnungen im Juli und August als freie Unterkünfte.

Auch Länder, die mit dem Auto oder der Bahn zu erreichen sind, zum Beispiel Italien, Österreich und Polen werden nach Einschätzung des DRV von der Reiselust der Bundesbürger profitieren. «Je nach weiterem Verlauf der Corona-Pandemie werden dann auch wieder die beliebten Ziele am Mittelmeer gefragt sein. Hier sehen wir – wie bereits 2020 – Griechenland und Spanien vorne», sagt DRV-Präsident Fiebig. Mit Überfüllung in den Zielgebieten rechnet er nicht. «Allenfalls punktuell könnte es zu einem stärkeren Ansturm kommen, wie an einigen deutschen Zielen im vergangenen Jahr gesehen.»

DER-Touristik-Manager Sven Schikarsky schließt aber nicht aus, dass es in Griechenland, Deutschland und Österreich aufgrund der Nachfrage von Reisenden auch aus anderen Ländern knapp werden könnte. «Das gilt natürlich vor allem für die Ferienzeiten, in denen die Nachfrage seit jeher hoch ist.» Die Buchungslage für den Sommer sei gegenwärtig besser als coronabedingt zunächst befürchtet.

Tui-Manager Andryszak weist darauf hin, dass der Branchenprimus vor allem wegen der wohl erst später begehrten Fernziele mit bis zu 20 Prozent weniger Flugreisen im Vergleich zu den Jahren vor der Corona-Krise plant. «In den Ferien im Juli und August ist es durchaus wahrscheinlich, dass die Jets auf manchen Strecken im Mittelmeerraum schnell ausgebucht sein werden.»

Von Friederike Marx, dpa