Nach einem Gewinnrückgang im Corona-Jahr 2020 will die Frankfurter Volksbank digitale Angebote ausbauen. Im ersten Quartal des laufenden Jahres werde eine neue Online-Banking-Plattform für Firmenkunden eingeführt, kündigte Deutschlands zweitgrößte Volksbank am Mittwoch an.
«Das Kundenverhalten hat sich in der Pandemie stark und vermutlich nachhaltig verändert», bilanzierte die Vorstandsvorsitzende Eva Wunsch-Weber. Der Fokus für 2021 liege darauf, analoge und digitale Kanäle noch enger zu verzahnen.
Gemeinsame Filialen mit der Taunus Sparkasse sind eine Antwort des genossenschaftlichen Instituts mit seinen 607.000 (Vorjahr: 605.500) Kunden auf die schwindende Bedeutung von Geschäftsstellen. 25 von 26 geplanten «Finanzpunkten» wurden im vergangenen Jahr eröffnet. Im März wollen die Partner über die Erfahrungen mit ihrer in dieser Form bundesweit einmaligen flächendeckenden Zusammenarbeit berichten.
Sinkende Kosten für Personal – die Mitarbeiterzahl der Frankfurter Volksbank verringerte sich auf 1475 (1551) – und Sachaufwand machten sich positiv in der Jahresbilanz 2020 bemerkbar. Dennoch lag das Betriebsergebnis nach Bewertung mit 79,5 (95,0) Millionen Euro um 16,3 Prozent unter dem Vorjahreswert. Da auch der Steueraufwand sank, blieb der Überschuss mit 12,6 (12,7) Millionen Euro fast stabil.
Wunsch-Weber verwies auf die fast unverändert hohe Kernkapitalquote von 20,1 (20,4) Prozent: «Wir konnten unsere Substanz erneut stärken und stehen auf einem außerordentlich soliden Fundament, das uns auch in einem turbulenten Umfeld genügend Handlungsspielräume für die Zukunft bietet.» Kernkapital ist ein Puffer für Krisenzeiten.
Die knapp 245.000 Mitglieder des genossenschaftlichen Instituts sollen erneut sechs Prozent Dividende erhalten. Es habe sich gezeigt, dass «die Corona-Krise keine Auswirkungen auf die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Bank» habe, sagte Wunsch-Weber. Dies sei so der Aufsicht mitgeteilt worden, die von der Branche wegen der Pandemie Zurückhaltung bei Ausschüttungen fordert. Der Jahresabschluss zeige, dass der Vorstand «mit gutem Gewissen» auch für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Dividende vertreten könne, betonte Wunsch-Weber.
Als Kreditgeber war das Institut 2020 gefragt wie nie: Das Kreditvolumen erhöhte sich binnen Jahresfrist um 6,5 Prozent auf das Rekordniveau von 7,2 Milliarden Euro. Ebenfalls einen Höchstwert erreichten die Kundeneinlagen mit 10,6 (10,1) Milliarden Euro.
Kunden, für die das Geldhaus nicht Hausbank ist, müssen bei höheren Summen mit Negativzinsen rechnen. «Wenn wir als Bank benutzt werden, um Geld zu parken, müssen wir tatsächlich auch über Verwahrentgelt sprechen», sagte Wunsch-Weber. Solche Privatkunden müssen mindestens ab Einlagen von 100.000 Euro mit einem Minuszins von 0,55 Prozent rechnen. Mit Negativzinsen kompensieren Banken, dass sie selbst 0,5 Prozent Zinsen zahlen müssen, wenn sie Gelder bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Die Frankfurter Volksbank kostete das im vergangenen Jahr nach Angaben des Vorstands über zwei Millionen Euro.
Ihre Verwurzelung in der Rhein-Main-Region unterstreicht die Volksbank mit der im Herbst angebahnten Fusion mit der VR-Bank im unterfränkischen Alzenau. Diese soll 2021 unter Dach und Fach gebracht werden. Für das Frankfurter Institut, das unter Deutschlands Volksbanken nach Bilanzsumme nur von der Berliner Volksbank übertroffen wird, wäre es die 20. Fusion in den vergangenen drei Jahrzehnten – und die erste über die Landesgrenze Hessens hinweg.
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