Ein größeres Bewusstsein für Gesundheit, Regionalität und Nachhaltigkeit haben in der Corona-Krise den Appetit auf Bio-Lebensmittel geschürt.
Der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln ist Marktanalysen zufolge im vergangenen Jahr um mehr als 20 Prozent auf knapp 15 Milliarden Euro gestiegen. Das sei ein Rekord, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) am Mittwoch zur Eröffnung der weltgrößten Naturkostmesse Biofach in Nürnberg, die in diesem Jahr online ausgerichtet wird.
Auch der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche nimmt nach Angaben von Klöckner stetig zu und liegt aktuell bei rund 10 Prozent. Das Ziel sei, die Fläche bis 2030 auf 20 Prozent zu steigern.
Auf der Biofach und der parallel veranstalteten Naturkosmetikmesse Vivaness werden bis Freitag rund 1400 Aussteller aus mehr als 80 Ländern ihre Neuheiten präsentieren. Trends sind in diesem Jahr nach Angaben der Veranstalter unter anderem Fleischersatzprodukte, Lebensmittel mit weniger oder gar keinem Zucker, nachhaltige Verpackungskonzepte und Naturkosmetik ohne Wasser
Vor allem die Bio-Abokisten haben einen Boom erlebt, der diese zum Teil an ihre Kapazitätsgrenzen gebracht hat. Kurz nach Beginn des ersten Lockdowns sei der Online-Shop unter den vielen Bestellungen zusammengebrochen, und man habe eine Zeit lang keine neuen Kunden mehr annehmen können, berichtete Franziska Rutscher vom Ökodorf Brodowin im brandenburgischen Eberswalde, das mit seinem Ökokorb Berlin und Umland beliefert.
Auch die rollende Gemüsekiste aus Augsburg bekommt zurzeit so viele Anfragen, dass sie diese nach eigenen Angaben nicht alle sofort abarbeiten kann. Man sei dabei, die Kapazitäten zu erweitern, heißt es auf der Homepage.
Die Biofachhändler profitierten im vergangenen Jahr davon, dass viele Menschen wegen der geschlossenen Restaurants mehr gekocht haben – und dabei nach Angaben des Bundesverbands Naturkost Naturwaren (BNN) mehr Wert auf die Herkunft der Lebensmittel gelegt haben. Nach BNN-Hochrechnungen konnte der Biofachhandel seinen Umsatz um rund 16 Prozent auf mehr als 4 Milliarden Euro steigern.
Auch auf den Äckern macht sich der Trend zu Bio weiter bemerkbar. Allein in Bayern stieg die Zahl der Öko-Höfe nach Angaben der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau im vergangenen Jahr um knapp 2,5 Prozent auf mehr als 7100. Bio-Bauern bewirtschaften demnach im Freistaat mehr als 300.000 Hektar Fläche, fast 5 Prozent mehr als im Vorjahr.
Die Bio-Landwirte genießen nach einer aktuellen Umfrage des Marktforschungsinstituts AMM bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland großes Vertrauen. «Eine immer größere Zahl von Konsumenten sagt, sie beziehen am liebsten direkt vom Erzeuger», sagte Studienleiter Joachim Riedl von der Hochschule Hof. An zweiter Stelle folgten Biofachhandel und danach die Wochenmärkte.
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