Nach einer fast einwöchigen Blockade des Suezkanals ist das auf Grund gelaufene Containerschiff «Ever Given» teilweise wieder freigelegt worden.
Das 400 Meter lange Schiff sei am frühen Montagmorgen um 4.30 Uhr (Ortszeit) «in schwimmenden Zustand» gebracht worden und werde gesichert, teilte der Dienstleister Inchcape Shipping mit. Der Kanaldienstanbieter Leth Agencies erklärte dagegen, das Schiff sei nur teils freigelegt worden und der Bug liege noch auf Grund. Es blieb zunächst unklar, wann die Wasserstraße wieder zur Durchfahrt freigegeben werden kann.
Die Kanalbehörde teilte mit, die «Ever Given», die etwa der Größe des Empire State Building in New York entspricht, sei zu 80 Prozent bewegt worden. Das Heck befinde sich nun etwa 100 Meter vom Ufer entfernt. Bei der nächsten Flut am Montagmittag solle das Schiff vollständig befreit und in Fahrtrichtung gebracht werden. Die Aussichten auf eine komplette Freilegung seien «vielversprechend», schrieb Leth Agencies. Das Schiffsradar Vesselfinder zeigte das Schiff bereits wieder als «unterwegs» an.
Laut Kanalbehörde hatten zehn Schlepper aus vier Richtungen seit dem Morgengrauen versucht, das gewaltige Schiff zu bewegen. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi hatte bereits angeordnet, die teilweise Entladung von Containern vorzubereiten, falls die Versuche zur Freilegung weiter erfolglos bleiben sollten. Hilfs- und Bergungsteams hatten mit Schleppern und Baggern über Tage versucht, das Schiff eines japanischen Eigentümers zu befreien, das am Dienstag auf Grund gelaufen war.
Wann die «Ever Given» ihre Fahrt in nördlicher Richtung auf dem Weg nach Rotterdam im Kanal fortsetzen kann, war zunächst unklar. Es sei noch «einige Arbeit zu tun», schrieb das Schiffsradar Marine Traffic bei Twitter. Laut Admiral Rabi, Vorsitzender der Kanalbehörde, soll das Containerschiff am Großen Bittersee am nördlichen Ende des Suezkanals untersucht werden. Zudem sollen Ermittlungen die Ursache für den Unfall klären.
Der Kanalbehörde zufolge warteten zuletzt rund 370 Schiffe auf beiden Seiten des Kanals auf Durchfahrt, darunter 25 Öltanker. Der Finanznachrichtendienst Bloomberg berichtete am Montag von 450 wartenden Schiffen. Mehrere Reedereien hatten bereits begonnen, ihre Schiffe über das Kap der Guten Hoffnung in Afrika zu schicken.
Am Montagmorgen kursierten im Internet Videos von erleichterten Crewmitgliedern anderer Schiffe im Kanal. «Das Boot schwimmt», sagt ein Mann an Bord eines Schiffs und streckt seinen Daumen nach oben. Auf einem der Videos ist immer wieder der Ausspruch «Alhamdulillah» (Gott sei Dank) zu hören.
Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit den kürzesten Schifffahrtsweg zwischen Asien und Europa. 2020 durchfuhren nach Angaben der Suezkanal-Behörde fast 19.000 Schiffe die Wasserstraße. Durch die Blockade gingen dem Kanal bisher täglich Einnahmen von rund 13 bis 14 Millionen Dollar verloren.
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