Die Absage der Aktionäre der Deutsche Wohnen an eine Übernahme durch den Immobilienkonzern Vonovia hat viele überrascht. Andere freuen sich über das Aus. Wie es weitergeht, ist noch offen.
Welche Folgen hat Fusions-Scheitern für die Mieter?
Vorerst wohl keine. «Es bleibt alles beim alten», sagte der Immobilienökonom Pekka Sagner vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft. «Für die Mieter wird sich nichts ändern. Wahrscheinlich wäre auch bei einer Fusion wenig passiert, außer dass sich der Briefkopf geändert hätte.»
Vonovia und die Deutsche Wohnen wollen sich an Zusagen halten, die sie bei Bekanntgabe ihres Fusionsplans gemacht hatten. Beide Unternehmen wollen die die regulären Mieterhöhungen in ihrem Berliner Bestand insgesamt auf höchstens ein Prozent jährlich begrenzen, in den beiden danach folgenden Jahren nur im Rahmen des Inflationsausgleichs. Bei bei Modernisierungen für den Klimaschutz soll die Modernisierungsumlage maximal 2 Euro pro Quadratmeter betragen.
Was sagen Mietervertreter?
«Den Mieterinnen und Mietern hätte eine Fusion überhaupt nicht geholfen», sagte der Präsident des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten. Der Mieterbund sei deshalb froh, dass der Zusammenschluss nicht zustande gekommen ist. «Wir sehen keine Vorteile darin, wenn wir immer größere Wohnungskonzerne bekommen.»
Der Berliner Mieterverein hatte die Ankündigungen der Konzerne als «weitgehend heiße Luft» kritisiert. Gemäß Mietspiegel sei die ortsübliche Vergleichsmiete zuletzt in Berlin lediglich um 1,1 Prozent gestiegen ist. Da sei ein Verzicht auf 0,1 Prozent «kein wirkliches Geschenk». Auch die Kappung der Mieterhöhung nach Modernisierung bei 2 Euro gehe überwiegend nicht über das Gesetz hinaus.
Warum hat Vonovia die notwendigen Aktien nicht bekommen?
Mit einem Scheitern des Vonovia-Angebots war allgemein nicht gerechnet worden, zumal Vorstand und Aufsichtsrat der Deutsche Wohnen sich hinter die Offerte des Konkurrenten gestellt hatten. Analyst Armin Kremser von der DZ Bank wertete die erneut gescheiterte Übernahme auch deshalb als «echte Überraschung».
Vonovia-Chef Rolf Buch machte Hedgefonds verantwortlich. Etwa 30 Prozent der Aktien der Deutsche Wohnen seien im Besitz von Investoren, die auf «ein besseres Angebot, etwa im Rahmen von nachfolgenden Integrationsmaßnehmen» spekuliert hätten. «Da hat sich offenbar jemand verrechnet», sagte Buch dem «Handelsblatt».
Wie hat der Aktienmarkt reagiert?
An der Börse gilt die Deutsche Wohnen nicht als Verlierer der vorerst gescheiterten Fusion. Am Montag legte die Aktie des Berliner Unternehmens in schwächerem Umfeld etwas zu. Deutsche Wohnen überzeuge auch dank des Fokus auf Berlin, Dresden/Leipzig und Frankfurt mit hoher Effizienz, schrieb der Berenberg-Experte Kai Klose in einer Studie. Solange die Nachfrage nach Wohnungen in Ballungsräumen hoch bleibe, habe das Unternehmen gute Perspektiven.
Wie geht es jetzt weiter?
Vonovia-Chef Buch schließt ein nochmaliges Übernahmeangebot nicht aus. Es wäre das dritte. Andere Optionen seien der Verkauf der derzeit von Vonovia gehaltenen Aktien an der Deutsche Wohnen oder der Erwerb weiterer Aktien. Mit gut 18 Prozent ist Vonovia der größte Aktionär der Deutsche Wohnen. Börsenanalysten rechnen mit einer neuen Offerte für die Deutsche Wohnen.
Vonovia könnte aber noch stärker als bisher seine Investitionen ins Ausland lenken. Nach Österreich und Schweden möchte Buch bei seinem Expansionskurs auch in Frankreich und den Niederlande stärker Fuß fassen. Eine Übernahme der Deutsche Wohnen wäre aber der einfachere Weg für weiteres Wachstum.
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