21. November 2024

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Bauern sehen große Unsicherheiten beim Geschäft 2023

Einkaufen im Supermarkt wurde zuletzt teurer - und bei den Landwirten kam das durchaus an. Die Geschäftserwartungen der Branche bleiben vor ihrem großen Jahresauftakt in Berlin aber eher gedämpft.

Die deutschen Landwirte blicken angesichts andauernder Risiken auf den Märkten zurückhaltend ins Jahr. «Die Unsicherheiten sind groß», sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied der Deutschen Presse-Agentur vor der Agrarmesse Grüne Woche in Berlin. Preise für Betriebsmittel wie Energie und Dünger seien massiv gestiegen und nach wie vor auf sehr hohem Niveau. So kosteten Düngemittel aktuell das 3,5-Fache dessen, was sie vor Ausbruch des Ukraine-Krieges kosteten. Dazu komme eine hohe Volatilität auf den Märkten. «Insofern ist es notwendig, dass eine gewisse Liquidität bei den Betrieben da ist, um überhaupt die höheren Vorkosten bei der Erzeugung zu finanzieren.»

Die Versorgungslage bei Düngemitteln habe sich zumindest auf dem Papier ein bisschen entspannt, erläuterte Rukwied. «Aber die Ware ist oftmals noch nicht auf den Höfen. Da stellt sich dann die weitere Frage, ob auch die Logistik funktioniert.» Bei Betriebsmitteln gebe es durchaus Preisschwankungen von rund 15 Prozent – auf der anderen Seite schwankten bei pflanzlichen Erzeugnissen die Preisnotierungen ebenfalls in dieser Größenordnung. «Da braucht man am Ende natürlich ein Stück weit eine glückliche Hand, um im richtigen Moment einzukaufen und im richtigen Moment zu verkaufen.»

Mit Blick auf die Felder sagte Rukwied: «Im Moment haben wir gute Bestände an Wintergetreide und Winterraps draußen stehen.» In der ersten Dezemberhälfte habe es durchaus einmal zehn Tage mit tiefen Temperaturen gegeben. «Wo keine Schneedecke lag, hat der Frost für gute Bodenbeschaffenheit gesorgt.» Durch das zuletzt vielerorts relativ milde Wetter hätten viele Pflanzen schon erkennbar eine Wachstumsentwicklung gezeigt. «Das birgt aber auch das Risiko, dass sie im Fall von Kahlfrösten noch mal einen auf den Deckel bekommen.»

Messe Grüne Woche

Die Lage der Ernährungswirtschaft ist auch Thema der Grüne Woche, die nach zweijähriger Corona-Pause vom 20. bis 29. Januar wieder in den Berliner Messehallen stattfindet. «Wir freuen uns auf die Grüne Woche», sagte Rukwied. «Auf der Grünen Woche kann man Lebensmittel riechen, sehen, fühlen, schmecken, genießen.» Die Messe zeige die Vielfalt der landwirtschaftlichen Erzeugung. «Sie wird hochspannend werden für die Besucherinnen und Besucher, sie wird ein Erlebnis werden.» Das Motto des Deutschen Bauernverbands bei der Messe sei «Klima schützen, Artenvielfalt erhalten, Ernährung sichern».

Zum Verhältnis zwischen den Landwirten und der Gesellschaft insgesamt sagte Rukwied: «Wir müssen weiterhin am gegenseitigen Verständnis arbeiten.» Wertschätzung brauche die Branche insbesondere auch über die Wertschöpfung für nachhaltiger erzeugte heimische Produkte. «Die brauchen einen höheren Preis. Das ist wichtig, damit die Betriebe weiterhin die Ernährungssicherung gewährleisten können.»

Angesichts der hohen Inflation trat Rukwied dem Eindruck entgegen, dass hochwertige Lebensmittel zum Luxus werden könnten. «Wir haben nach wie vor einen relativ geringen Anteil, was die Ausgaben für Lebensmittel anbelangt, in Summe gesehen auf die Gesamtausgaben eines Haushalts.» Zuletzt seien es etwa zehn Prozent gewesen, was global gesehen ein niedriger Wert sei. «Das kann ein bisschen zulegen, aber nach wie vor sind Lebensmittel in Deutschland günstig einzukaufen.»