Die deutsche Baubranche hat auch in der Corona-Krise gute Geschäfte gemacht. Mit einem starken Jahresschlussspurt steigerte das Bauhauptgewerbe den Umsatz 2020 um 4,9 Prozent zum Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch berichtete.
Für die Branche war es bereits das achte Jahr mit steigenden Umsätzen in Folge. Im Dezember lagen die Erlöse gar 18 Prozent über dem Vorjahresmonat, zeigten die vorläufigen Zahlen.
Zu dem Aufschwung trugen fast alle Bereiche des Baugewerbes bei – mit Ausnahme des Baus von Straßen und Schienenstrecken, der leicht unter dem Vorjahreswert blieb. Das Geschäft der Zimmerleute wuchs am stärksten um 13,6 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten im Jahresdurchschnitt stieg laut der Wiesbadener Statistiker um 1,5 Prozent.
«Die Bauwirtschaft erweist sich einmal mehr als Stütze der Gesamtwirtschaft», erklärte der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB). Geholfen habe auch die Mehrwertsteuersenkung im zweiten Halbjahr. Deren Auslaufen zum Jahresende habe zu einem starken Umsatzanstieg im Dezember geführt. «Die Vorzieheffekte werden allerdings dazu führen, dass diese Umsätze 2021 fehlen werden.»
Vor allem der boomende Wohnungsbau treibt die Bauindustrie seit langem an. Zuletzt klagte die Bauindustrie jedoch in der Pandemie über Zurückhaltung bei öffentlichen Auftraggebern und Unternehmen. Die Lage der Kommunalhaushalte sei stark angespannt, stellte der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) kürzlich fest. «Bund und Länder stehen weiter in der Pflicht, die Handlungsfähigkeit der Kommunen auch in diesem Jahr zu gewährleisten.» Der kommunale Investitionsstau bei Straßen und Schulen dürfe sich nicht vergrößern.
Die guten Geschäfte am Bau wecken bei Gewerkschaften Begehrlichkeiten. So kündigte die IG Bauen Agrar Umwelt am Dienstag an, sie werde sich in der im Mai beginnenden Tarifrunde für ein «kräftiges Einkommensplus» einsetzen. «Während viele Branchen stark unter den Lockdowns leiden, laufen die Arbeiten auf den Baustellen seit Beginn der Pandemie auf Hochtouren weiter», erklärte Bundesvorstandsmitglied Carsten Burckhardt. Für die rund 850 000 Beschäftigten müsse es eine Anerkennung für ihren Einsatz unter erschwerten Bedingungen geben. Zudem müssten Bauarbeiter für die langen Fahrten zu Baustellen eine angemessene Entschädigung erhalten.
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