Die US-Notenbank Federal Reserve dürfte heute ihren Leitzins weiter stabil auf hohem Niveau halten. Um 19.00 Uhr MEZ will die Fed ihre Entscheidung zum weiteren Kurs der Geldpolitik bekannt geben. Sollte die Zentralbank – wie von Analysten erwartet – abermals nichts am Zinssatz ändern, bliebe der Leitzins in einer Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent. Das ist der höchste Stand seit mehr als 20 Jahren.
Zu diesem Satz können sich Geschäftsbanken Zentralbankgeld leihen. Es wäre das fünfte Mal in Folge, dass die Fed den Leitzins unverändert auf diesem Niveau belässt. Gleichzeitig entpuppt sich die Inflation in den USA als hartnäckig.
Notenbankchef Jerome Powell hatte bei der letzten Sitzung Ende Januar deutlich gemacht, dass das aktuelle Zinsniveau «wahrscheinlich seinen Höchststand erreicht» habe und mit Zinssenkungen in diesem Jahr zu rechnen sei. Zugleich dämpfte er Erwartungen, dass die Fed schon bei der Sitzung im März die Zinsen senken werde. Man wolle zunächst die weitere Inflationsentwicklung abwarten.
Preisauftrieb in den USA wieder beschleunigt
Zwar stiegen die Verbraucherpreise zuletzt deutlich langsamer als noch etwa vor einem Jahr. Neue Zahlen der US-Regierung zeigen aber, dass sich der Preisauftrieb in den USA unerwartet wieder etwas beschleunigt hat. Die Verbraucherpreise stiegen im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,2 Prozent. Analysten hatten im Schnitt eine unveränderte Rate von 3,1 Prozent erwartet.
Die US-Notenbank strebt mittelfristig eine Preisstabilität von 2 Prozent an. Die Inflation im Zaum zu halten, ist die klassische Aufgabe der Notenbanken. Seit März 2022 hat die Fed ihren Leitzins im Kampf gegen die Inflation im rekordverdächtigen Tempo um mehr als fünf Prozentpunkte angehoben – zuletzt aber nicht mehr an der Zinsschraube gedreht und die Zinsen auf hohen Niveau belassen. Die rasante Teuerung war unter anderem vom Anstieg der Energiepreise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine und den Folgen der Corona-Pandemie ausgelöst worden. Die Teuerungsrate in den USA war immer Sommer 2022 mit mehr als 9 Prozent so hoch wie seit rund vier Jahrzehnten nicht mehr.
Gute Konjunkturdaten mindern Druck auf die Fed
Die Fed wird auch neue Prognosen veröffentlichen. Die Entscheider der Fed rechneten im Dezember für dieses Jahr im Mittel mit einem Leitzins von 4,6 Prozent. Das deutete auf etwa drei Zinssenkungen im Jahr 2024 hin. Spannend dürfte nun sein, ob die Fed bei dieser Prognose bleiben wird – oder angesichts der hartnäckigen Inflation nun doch von geringeren Zinssenkungen in diesem Jahr ausgeht. Einige Analysten rechnen mit einer ersten Zinssenkung erst bei der übernächsten Sitzung im Juni, andere erst bei der Sitzung Ende Juli.
Für die Fed ist es wichtig, die richtige Balance zu finden. Denn bei zu hohen Zinsen besteht die Gefahr einer Rezession. Die rasanten Zinsanhebungen der Fed hatten das Wachstum in der größten Volkswirtschaft erwartungsgemäß gedämpft. Doch die US-Wirtschaftsdaten haben Volkswirte – und wohl auch die Notenbanker – positiv überrascht. Die guten Konjunkturdaten mindern den Druck auf die Fed, die Zinsen schnell deutlich zu senken. Die «New York Times» nennt das Vorgehen der Notenbank einen «bisher unerwartet schmerzlosen Prozess». «Es wird immer wahrscheinlicher, dass (die Notenbanker) die Zinsen in diesem Jahr überhaupt nicht senken», zitierte die Zeitung den Analysten Joseph Davis vom Vermögensverwalter Vanguard.
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