Berlins größtes Wohnungsunternehmen, die Deutsche Wohnen, hat den Mietendeckel in der Hauptstadt im vergangenen Jahr deutlich gespürt.
Die Bestandsmiete im Gesamtportfolio ging aufgrund des Mietendeckels um 4,1 Prozent auf durchschnittlich 6,70 Euro pro Quadratmeter zurück, wie das Dax-Unternehmen am Donnerstag in Berlin mitteilte. Die Vertragsmieten verharrten mit 837,6 Millionen Euro auf dem Niveau des Vorjahres. Im zweiten Quartal 2021 werde mit einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Verfassungsmäßigkeit des Instruments gerechnet, hieß es.
Die Deutsche Wohnen ist im Juni vergangenen Jahres in den Dax aufgestiegen. Ihr gehören in Deutschland mehr als 155 400 Wohnungen. Rund drei Viertel davon stehen in Berlin. Wie in vielen Ballungsräumen sind die Mieten dort in den vergangenen Jahren besonders stark gestiegen.
Mit dem Mietendeckel-Gesetz hat der Senat seit dem 23. Februar 2020 die Mieten für rund 1,5 Millionen Wohnungen in Berlin auf dem Stand von Juni 2019 eingefroren. Von 2022 bis 2025 dürfen sie höchstens um 1,3 Prozent jährlich steigen. Gegenwind bekommt der Konzern derzeit auch von einer Initiative, die mit einem Volksbegehrenkommt den Gesetzgeber dazu bewegen will, die Deutsche Wohnen zu enteignen. Die Delegierten der Berliner Grünen stellten sich auf ihrem Parteitag am vergangenen Wochenende mit breiter Mehrheit hinter dieses Ziel.
Kritiker fürchten, dass allein der Mietendeckel dazu führt, dass in Zeiten dringend benötigten Wohnraums weniger gebaut wird. Allerdings sind Neubauten von der Regelung ausgenommen.
Deutsche-Wohnen-Finanzchef Philip Grosse gab am Donnerstag an, künftig vor allem über den Neubau zu wachsen als über den Zukauf bestehender Immobilien. «Die Preise machen es uns zunehmend schwieriger, ein Preisgefüge zu finden, mit dem wir über Zukauf von Bestandsimmobilien wachsen können», sagte er am Morgen. «Da halte ich das Thema Neubau für interessanter.»
Investieren will der Konzern zudem in die Nachhaltigkeit der Gebäude. «Hier wollen wir verstärkt in das Thema Photovoltaik sowie in das Thema Blockheizkraftwerke reingehen», sagte Grosse. «Wir produzieren die Wärme vor Ort, was deutlich effizienter darstellbar ist und die ganzen Transportverluste verringert.» Hinzu kämen Investitionen in energetische Dämmungen von Wänden und Dächern sowie neue Heizungstechnik in den Gebäuden selbst. Bis 2040 will Deutsche Wohnen dafür insgesamt rund zwei Milliarden Euro investieren.
Zugleich erneuerte der Konzern sein Versprechen, «dass niemand seine Wohnung aufgrund einer energetischen Sanierung verlieren wird».
Die Deutsche Wohnen blickt trotz der Corona-Krise auf ein stabiles Jahr 2020 zurück. Der für den Konzern maßgebliche operative Gewinn (Funds from Operations 1, kurz FFO1) ging leicht um 1,6 Prozent auf gut 544 Millionen Euro zurück. Unterm Strich betrug das Ergebnis rund 1,54 Milliarden Euro. Das waren 3,5 Prozent weniger als im Vorjahr.
Für das laufende Jahr erwartet der Konkurrent von Vonovia, LEG Immobilien und TAG Immobilien einen operativen Gewinn etwa auf dem Niveau des Vorjahres.
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