21. November 2024

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Bierbrauer und Hopfenbauern stecken in der Klemme

Die Ernte war schlecht und die Kosten steigen. Die deutschen Hopfenbauern stecken in der Klemme und der Brauwirtschaft geht es kaum besser. Bei beiden könnten viele Betriebe aufgeben.

Steigende Kosten, die nicht weitergegeben werden können, treiben Bierbrauer und Hopfenpflanzer in die Enge. Bei den Landwirten kommt noch eine miserable Ernte hinzu, wie Branchenvertreter in München sagten. Bei beiden drohe angesichts der schwierigen Lage ein Betriebesterben in den kommenden Jahren.

Er rechne damit, dass noch in diesem Jahr rund 4 bis 5 Prozent der Hopfen-Betriebe aufgeben, sagte Adolf Schapfl, Präsident des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer. Und die schwierige Lage werde noch einige Jahre andauern. Auf Dauer könnte es jeden fünften Betrieb treffen.

Lage auch bei Brauern schlecht

Bei den Brauern gibt es keine derartigen Zahlen, aber auch hier ist die Lage schlecht. Viele Betriebe stünden mit dem Rücken zur Wand, sagt Walter König. Er ist Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes, betonte aber, dass die Lage bundesweit ähnlich sei. Eigentlich müssten die Brauer die Bierpreise um 2, 3 oder sogar 5 Euro pro Kasten anheben, sagte er. Doch das sei am Markt nicht durchsetzbar – unter anderem weil es deutliche Überkapazitäten und einen sinkenden Verbrauch gebe.

Der Bierabsatz in Deutschland sinkt seit Jahren tendenziell. Vergangenes Jahr ist er laut Statistischem Bundesamt um 2,2 Prozent zum Vorjahr auf rund 8,5 Milliarden Liter gefallen. Seit 1993 beträgt das Minus sogar fast ein Viertel (23,9 Prozent).

Erste Betriebe würden schon Kapazitäten reduzieren und Standorte schließen, sagte König. Auch ganze Brauereien müssten nach Hunderten Jahren aufgeben, berichtete er. Schon in der Corona-Krise habe man Ähnliches befürchtet, doch dann sei es nicht so schlimm gekommen, weil die Betriebe teilweise an die eigene Substanz gegangen seien. Doch jetzt sei man «am Ende der Substanz angekommen» und viele müssten die Entscheidung treffen, den Schlüssel umzudrehen und aufzuhören, statt noch mehr Schulden zu machen.

Trockene und heiße Sommer

Bei den Hopfenbauern hat der trockene und heiße Sommer noch eine ausgesprochen schlechte Ernte in Deutschland verursacht. 34.406 Tonnen bedeuten einen Rückgang um 28 Prozent zum vergangenen Jahr. Das sorge für rund 88 Millionen Euro ausgebliebener Erträge, sagt Schapfl. Gleichzeitig gebe es wegen gestiegener Kosten – unter anderem bei Energie und Dünger – Mehrkosten von 46 Millionen Euro. Zusammen fehlen dieses Jahr also 134 Millionen Euro in den Kassen der Hopfenpflanzer – bei typischen Jahreserträgen von 300 Millionen Euro. «Das ist die Dramatik in der Sache», sagte Schapfl.

Den Hopfen teurer zu verkaufen, ist kaum möglich, denn meist gibt es lang laufende Verträge. Ein schwieriges Jahr könne man aushalten, vielleicht auch ein weiteres, sagte Schapfl. Aber er wisse nicht, ob die Pflanzer bis 2025 durchhalten – so lange laufen viele Verträge.

Der Anteil des Hopfens am Bierpreis ist gering. Um die 46 Millionen Euro Mehrkosten im laufenden Jahr aufzufangen, müsste ein Kasten rund 4 Cent teurer werden, sagt Schapfl. Doch die Brauer kämpften schon jetzt mit den auch bei ihnen gestiegenen Kosten. Dennoch signalisiert König gewisse Bereitschaft zu Gesprächen. Man müsse zusammenarbeiten, sagte er. Schließlich gelte ja auch: «Ohne Hopfen kein Bier.»

Schlechte Ernte durch Klimawandel

Hinter der schlechten Ernte sieht Schapfl den Klimawandel. Dagegen helfen sollen nach Ansicht der Hopfenbauern einerseits Bewässerung, bei der es aber häufig schwierig sei, Genehmigungen zu bekommen, und andererseits neue, klimaresistente Hopfensorten, die häufig auch noch mit weniger Pflanzenschutzmitteln auskommen.

Bei letzteren warten die Hopfenbauern laut Schapfl vor allem auf die Bereitschaft der Brauer, sie auch einzusetzen. Doch eine Änderung bei den Zutaten ist nicht banal, wie Brauerbund-Geschäftsführer König erklärte. Man brauche Zeit und viele Tests. Das sei nicht nur ein Zeit- sondern auch ein Kostenfaktor. Aber auch beim Einsatz der neuen Sorten könne man davon ausgehen, «dass die Biere nicht über die Zeit ihren Charakter verändern» versicherte er. «Das ist dann Braukunst. Dafür haben wir Braumeister.»

Von Christof Rührmair, dpa