Der Autobauer BMW hat die Lieferengpässe bei Elektronikchips besser in den Griff bekommen als die Konkurrenten und im dritten Quartal einen Rekordgewinn erwirtschaftet.
Mit 2,58 Milliarden Euro lag er 42 Prozent über dem Vorjahresquartal. «Für 2021 bestätigen wir unsere erhöhte Jahresprognose», sagte Vorstandschef Oliver Zipse in München.
Weil die Produktion durch den Halbleitermangel immer wieder stockte, verkaufte der BMW-Konzern zwischen Juli und September zwar nur 593.200 Autos – und damit 12 Prozent weniger als im dritten Quartal des Vorjahres. Die Halbleiter wurden aber vor allem in teurere, profitablere Modelle eingebaut, und wegen des geringeren Angebots musste BMW den Kunden weniger Rabatte geben.
Auch zurückkommende Leasingfahrzeuge waren auf dem Gebrauchtwagenmarkt mehr wert, wie Finanzvorstand Nicolas Peter erklärte. Das Ausfallrisiko für Autokredite sank. Der Konzernumsatz stieg um 4,5 Prozent auf 27,5 Milliarden Euro, der Gewinn vor Steuern sogar um 39 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro.
Aber «die Halbleiterkrise ist definitiv kein Segen, weil wir eine hohe Zahl von Auftragseingängen haben, die wir nicht so schnell bedienen können», sagte Peter. Die Halbleiterindustrie baue ihre Kapazitäten zwar aus, aber das Thema werde BMW «wohl bis ins zweite Halbjahr 2022 begleiten».
Die Konkurrenten Mercedes-Benz und Audi hatten viel stärkere Absatzeinbrüche hinnehmen müssen und verbuchten im Gegensatz zu BMW im dritten Quartal Umsatz- und Ergebnisrückgänge. Zipse sagte, auch faire Beziehungen zu Lieferanten zahlten sich jetzt aus. BMW habe im laufenden Jahr 1,9 Millionen Autos verkauft und seinen Weltmarktanteil auf 3,4 Prozent gesteigert.
Im Gesamtjahr sollen die Auslieferungen «solide» und das Konzernergebnis «deutlich» über den von Corona-Lockdowns geprägten Vorjahreswerten liegen. Dabei sieht der Vorstand den Konzern gut auf Kurs: Nach neun Monaten habe BMW bereits «neue Bestwerte bei Auslieferungen, Umsatzerlösen und Konzernergebnis erzielt» – mit 1,932 Millionen verkauften Autos, 82,8 Milliarden Euro Umsatz und einem Ergebnis von 13,2 Milliarden Euro vor Steuern.
Auch im Oktober habe es keine großen Überraschungen gegeben, sagte Peter. Trotz höherer Investitionen und Steuervorauszahlungen rechne er für das vierte Quartal mit einer stabilen Ergebnisentwicklung.
BMW hat inzwischen fünf vollelektrische Modelle im Angebot und plant bis 2023 drei weitere, will aber je nach Entwicklung der Nachfrage und der gesetzlichen Vorschriften auf den verschiedenen Weltmärkten weiter auch Benziner, Dieselautos und Plug-in-Hybride anbieten. Diese Flexibilität werde sich auszahlen, sagte Zipse: «Wir werden wachsen. Wir sehen das bereits dieses Jahr.»
Die E-Mobilität sei zwar im Alltag angekommen, aber der Ausbau des Ladenetzes halte damit nicht Schritt. In Deutschland wachse der Verkauf der E-Autos fünfmal so schnell wie die Ladekapazität, und «in vielen EU-Staaten existiert noch überhaupt kein Netz mit Ladesäulen», kritisierte Zipse.
Er warnte die Politik vor überzogenen Zielen: «Deshalb sollten zusätzlichen Schritte für eine stärkere CO2- Reduzierung in Europa nach 2030 nur ausgehend von der dann tatsächlich vorhandenen Ladeinfrastruktur beschlossen werden.»
Hoffnungen auf sinkende Preise für BMW-Autos nach einem Ende der Halbleiterkrise verpasste Peter einen Dämpfer: «Die Aufgabe ist, die gute Preisdurchsetzung zu halten», sagte er. «Wir planen weiter zu wachsen und wollen gleichzeitig das Ergebnisniveau je Fahrzeug auf dem Niveau halten.» Dazu sollen Verbesserungen in der Logistik und im Vertrieb sowie mehr Digitalisierung beitragen.
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