Ein boomendes Laborgeschäft inmitten der Corona-Pandemie treibt den Darmstädter Merck-Konzern an. Im zweiten Quartal stieg der Umsatz mit Dienstleistungen und Produkten für die Arzneiforschung sprunghaft, wie das Dax-Unternehmen mitteilte.
Da auch die Pharmasparte und das Geschäft mit Halbleitern zulegten, wuchsen die Konzernerlöse um fast ein Fünftel. Für das laufende Jahr erwartet Merck, dass Risiken infolge der Corona-Pandemie mit fortschreitenden Impfungen abnehmen. Die neue Vorstandschefin Belén Garijo hob abermals die Jahresprognose an.
Umsatz steigt um 18 Prozent
Von April bis Juni kletterte der Umsatz gemessen am Vorjahreszeitraum um gut 18 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro. Unterm Strich verdiente Merck 747 Millionen Euro nach 289 Millionen ein Jahr zuvor, als die Corona-Pandemie die Geschäfte massiv belastet hatte.
Merck sei «optimal positioniert, um alle wichtigen Makrotrends in der Covid-19-Pandemie und nach Covid anzugehen», sagte Garijo, die den Familienkonzern seit Mai führt. Sie stellte für dieses Jahr einen Umsatz von 18,8 bis 19,7 Milliarden Euro in Aussicht nach 17,5 Milliarden im Vorjahr. Der Betriebsgewinn (bereinigtes Ebitda) soll mit bis zu 6,0 Milliarden Euro ebenfalls eine Bestmarke erreichen. Schon im Mai hatte Merck die Prognose erhöht.
Boom in Laborsparte
In der Laborsparte erlebt Merck bei Produkten und Dienstleistungen für die Arznei-Forschung seit längerem einen Boom. 2022 soll der Bereich wegen der hohen Nachfrage in der Pandemie noch höhere Umsätze liefern, wie Merck mitteilte. Der Pharma- und Spezialchemiekonzern beliefert mehr als 50 Corona-Impfstoffentwickler weltweit. Auch produziert Merck Lipide als Baustein für den Impfstoff von Biontech.
Im zweiten Quartal verbuchte Merck im Laborgeschäft ein kräftiges Umsatzplus von gut 23 Prozent – zusätzliche Aufträge wegen der Pandemie stützten. Das Geschäft mit Forschungseinrichtungen, die 2020 wegen der Seuche zeitweise schließen mussten, erholte sich kräftig.
Fast überall Zuwächse
In der Pharmasparte legten neue Medikamente gegen Krebs und Multiple Sklerose stark zu, während sich die Umsätze mit Mitteln gegen Unfruchtbarkeit fast verdoppelten. In der Pandemie hatten Kinderwunschkliniken zeitweise den Betrieb einstellen müssen. Neue Medikamente sorgen aber für weniger Schwung als erwartet: 2022 sollen Arzneien aus der Entwicklungspipeline 1,6 bis 1,8 Milliarden Euro Umsatz beisteuern, bisher hatte Merck mit 2 Milliarden gerechnet.
In der Spezialchemie waren derweil Merck-Farbpigmente für die Auto- und Kosmetikindustrie nach einem Dämpfer in der Pandemie wieder gefragt. Zudem profitierte der Konzern von einem wachsenden Geschäft mit Halbleitern. Weltweit sind Chips knapp und gerade in der Autobranche Mangelware. Nach der milliardenschweren Übernahme des US-Halbleiterzulieferer Versum profitiert Merck davon. Das Geschäft mit Displays etwa für Smartphone-Bildschirme litt jedoch weiter unter der Konkurrenz aus Asien und verbuchte leichte Rückgänge.
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