Staatskredit für Galeria Karstadt Kaufhof (GKK): Die Bundesregierung will dem letzten großen deutschen Warenhauskonzern nach dpa-Informationen mit einem Darlehen von bis zu 460 Millionen Euro unter die Arme greifen.
Der Ausschuss des staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) gab am Mittwoch grünes Licht für ein sogenanntes Nachrangdarlehen. Der Hintergrund der Hilfsaktion: Die rund 130 Warenhäuser des von der Corona-Krise hart getroffenen Konzerns gelten als unverzichtbare Publikumsmagneten in vielen Fußgängerzonen. Mit der Unterstützung leiste die Bundesregierung einen wichtigen Beitrag, um Arbeitsplätze zu sichern und die aktuell schwierige Lage für das Unternehmen zu überbrücken, hieß es in Berlin.
Konzernchef-Chef Miguel Müllenbach zeigte sich nach der Entscheidung erleichtert. In einem Mitarbeiterbrief, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, schrieb er, der Überbrückungskredit werde dem Konzern die nötige Liquidität in den nächsten Wochen und Monaten der Pandemie sichern. Der Konzern könne dank der Hilfen die geplanten Investitionen in die Zukunft von Galeria weiter voll umsetzen. «Jetzt kämpfen wir weiter. Es geht um rund 17.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze und zigtausende Jobs bei unseren Lieferanten und Partnern», schrieb er.
Müllenbach versprach, GKK werde das Darlehen mit Zinsen zurückzahlen. «Der Steuerzahler hat durch diesen Kredit weder ein Risiko noch einen Nachteil.» Der Eigentümer Signa stelle ebenfalls frische finanzielle Mittel zur Verfügung und habe das Unternehmen in den letzten 12 Monaten bereits mit insgesamt 550 Millionen Euro unterstützt.
Die Hilfsmaßnahmen sind nach dpa-Informationen an umfangreiche Auflagen und rechtliche Vorgaben geknüpft, außerdem muss der Konzern eine angemessene Verzinsung zahlen. Zuvor hatten bereits die Lufthansa und der Reisekonzern Tui staatliche Hilfen erhalten.
Die Bundesregierung hatte den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) im März 2020 gegründet, um in der Corona-Krise große Unternehmen mit Garantien und Kapitalhilfen zu unterstützen und Arbeitsplätze zu erhalten.
GKK ist der zweitgrößte Warenhauskonzern Europas und Marktführer in Deutschland, beschäftigt rund 17.800 Mitarbeiter und betreibt 131 Warenhäuser. Die Corona-Krise hatte das ohnehin angeschlagene Unternehmen massiv getroffen. Bereits während des ersten Lockdowns im April vergangenen Jahres hatte der Konzern Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Erst Ende September hatte er das Insolvenzverfahren abgeschlossen. Es sollte dem letzten verbliebenen deutschen Warenhauskonzern eigentlich durch die Schließung von mehr als 40 Filialen, den Abbau von rund 4000 Stellen und die Streichung von mehr zwei Milliarden Euro Schulden einen Neustart ermöglichen.
Konzernchef Miguel Müllenbach schrieb damals in einem Mitarbeiterbrief, Galeria Karstadt Kaufhof melde sich zurück auf dem Spielfeld und werde in den kommenden Wochen und Monaten die Tabelle der erfolgreichen Einzelhändler auf den Kopf stellen. Doch machte der zweite Lockdown wohl einen Strich durch die Rechnung. Er traf das Unternehmen doppelt hart, weil der Onlinehandel nach wie vor ein Schwachpunkt des Konzern ist. Galeria Karstadt Kaufhof machte zuletzt nicht einmal fünf Prozent seiner Umsätze im Internet, so dass die Umsatzausfälle im stationären Geschäft kaum ausglichen werden konnten.
Der GKK-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Jürgen Ettl warnte deshalb erst vor wenigen Tagen im Gespräch mit der «Lebensmittel Zeitung»: «Aktuell zehren die Fixkosten die Reserven auf. Da lässt sich ganz einfach ausrechnen, wie lange wir einen Lockdown überstehen würden.»
Der Handelsverband Deutschland (HDE) hatte sich in einem Brief an Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) massiv für eine Unterstützung des Warenhauskonzerns eingesetzt. GKK sei mit 310 Millionen Kunden pro Jahr «ein Herzstück der deutschen Innenstädte», schrieb HDE-Präsident Sanktjohanser. «Die Warenhäuser und ihre Anziehungskraft sind überlebenswichtig, auch für kleinere Händler in der Nachbarschaft, die Gastronomie und damit das gesamte innerstädtische Leben.» Sie seien «systemrelevant».
Eigentümer der Warenhauskette ist die Signa-Holding des österreichischen Milliardärs René Benko, der die Warenhauskette nach Angaben aus verschiedenen Quellen im vergangenen Jahr mit einem dreistelligen Millionenbetrag stützte.
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