Belastet von Energiekrise und stark gestiegener Inflation steht die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung von Volkswirten an der Schwelle zur Rezession.
Wie sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal angesichts der wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges entwickelt hat, gibt das Statistische Bundesamt am Freitag (10.00 Uhr) bekannt. Am Nachmittag veröffentlicht die Wiesbadener Behörde die erste Schätzung zur Inflation im Oktober.
Einschätzung der Experten
Nach Einschätzung vieler Ökonomen dürfte die Wirtschaftsleistung in Deutschland im Sommer gegenüber dem Vorquartal geschrumpft sein. Seit Monaten treiben gestiegene Energie- und Lebensmittelpreise die Inflation an. Im September stieg die Jahresteuerungsrate auf 10,0 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit etwa 70 Jahren. Hohe Inflationsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, diese können sich für einen Euro weniger leisten. Das kann den Konsum als wichtige Konjunkturstütze dämpfen.
Eine rasche Entspannung bei der Inflation ist vorerst nicht in Sicht. Der jüngste starke Rückgang der Großhandelspreise für Gas wird nach Angaben von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erst mit einiger Verzögerung bei Bürgern und Unternehmen ankommen. «Das ist für die Verbraucher erst eine mittelfristig gute Nachricht, weil die hohen Preise aus dem letzten Jahr im nächsten Jahr noch anfallen werden», sagte Habeck.
Auch den Unternehmen setzt die Rekordinflation zu. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verschlechterte sich im Oktober erneut. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel zum Vormonat geringfügig um 0,1 Punkte auf 84,3 Punkte. «Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft bleibt düster», kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Im zweiten Vierteljahr war das Bruttoinlandsprodukt noch minimal und zu Jahresbeginn deutlich um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Volkswirten zufolge stehen Europas größter Volkswirtschaft harte Monate bevor, in denen sie in eine Rezession rutschen dürfte.
Für das Gesamtjahr sagen Prognosen dank Zuwächsen im ersten Halbjahr noch ein Wachstum für die deutsche Wirtschaft voraus. Für 2023 rechnen Volkswirte mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung. Zwar dürfte der sich abzeichnende Konjunktureinbruch nach Einschätzung etlicher Ökonomen heftiger ausfallen als in vielen anderen Ländern Europas, aber bei weitem nicht so schlimm werden wie im Corona-Krisenjahr 2020. Damals war das Bruttoinlandsprodukt in Europas größter Volkswirtschaft um mehr als vier Prozent geschrumpft.
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