Der von der Pandemie ausgebremste private Konsum dürfte nach Einschätzung der Bundesbank nun zu einem kräftigen Treiber für den Wirtschaftsaufschwung werden.
«Im laufenden Sommerhalbjahr sollte sich der private Konsum schnell erholen», erklärt die Notenbank in ihrem am Montag vorgelegten Monatsbericht für den Juni.
Starkes Wirtschaftswachstum bis 2023
Die Ökonomen der Bundesbank gehen davon aus, dass sich das starke Wirtschaftswachstum nach dem Corona-Tiefschlag erst im Jahr 2023 abschwächen wird. Vor allem der private Konsum werde weiterhin «außerordentlich kräftig» zulegen: «Er bleibt die maßgebliche Triebfeder des starken Aufschwungs.»
Im Krisenjahr 2020 hielten viele Menschen ihr Geld zusammen, Schließungen im Einzelhandel und Reisebeschränkungen bremsten den Konsum zudem. Die Sparquote in Deutschland stieg nach neuester Berechnung des Statistischen Bundesamtes auf das Rekordhoch von 16,2 Prozent. Heißt: Von 100 Euro verfügbarem Einkommen legten die Haushalte im Schnitt gut 16 Euro auf die hohe Kante.
Verbraucher haben Rücklagen gebildet
In einer Umfrage der Bundesbank im März dieses Jahres gab die Hälfte der 2402 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, in den vorangegangenen zwölf Monaten am Monatsende im Durchschnitt mehr Geld übriggehabt zu haben als vor der Pandemie. Viele Volkswirte rechnen damit, dass Verbraucher in den kommenden Monaten zumindest einen Teil aufgeschobener Anschaffungen, Reisen und Unternehmungen nachholen werden – und damit die Konjunktur anschieben.
Die Bundesbank führt aus, es werde angenommen, dass vor allem in diesem und im nächsten Jahr «etwa ein Viertel der Ersparnisse, die während der Pandemie unfreiwillig gebildet wurden, (…) für zusätzliche Konsumausgaben verwendet wird». Langfristig dürfte die Sparquote in Deutschland somit «wieder ein ähnliches Niveau erreichen wie vor der Pandemie». 2019 betrug die Quote 10,9 Prozent.
Insgesamt erwartet die Bundesbank nach dem Rückschlag im ersten Quartal 2021 schon im Frühjahr wieder einen kräftigen Anstieg der Wirtschaftsleistung in Deutschland – vor allem weil Dienstleistungsbereiche wie Gastgewerbe und Handel nach Auslaufen der Corona-Einschränkungen wieder bessere Geschäfte machen. Die aktuellen Belastungen der Industrie durch Lieferengpässe dürften sich nach Einschätzung der Bundesbank «in Grenzen halten».
BIP legt 2021 wohl knapp vier Prozent zu
Ihre neuesten Prognosen für das Gesamtjahr 2021 sowie die Folgejahre hatte die Notenbank bereits Mitte Juni veröffentlicht. Demnach legt das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) in kalenderbereinigter Betrachtung 2021 um etwas unter vier Prozent zu, 2022 dann um gut fünf Prozent. Im vergangenen Jahr hatte die Corona-Pandemie die deutsche Wirtschaft in die tiefste Rezession seit der globalen Finanzkrise 2009 gerissen. Das BIP brach real um 4,8 Prozent ein.
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