21. November 2024

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Chinas Wirtschaft wächst nach Corona in Rekordtempo

Vor einem Jahr erlebte die zweitgrößte Volkswirtschaft wegen der Corona-Krise einen schweren Einbruch. Nun legt sie den größten Wachstumssprung seit Beginn der quartalsweisen Auswertung vor gut 30 Jahren hin.

Chinas Wirtschaft hat die Corona-Krise weitgehend überwunden und ist mit einem Rekordwachstum ins neue Jahr gestartet.

Wie das Pekinger Statistikamt mitteilte, legte die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt in den ersten drei Monaten um 18,3 Prozent zu im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres.

Es handelt sich um den größten Sprung seit Beginn der quartalsweisen Auswertung vor gut 30 Jahren. Der ungewöhnlich starke Zuwachs erklärt sich damit, dass die chinesische Wirtschaft im vergangenen Frühjahr wegen der Corona-Pandemie stark eingebrochen war. Damals kam das bevölkerungsreichste Land der Welt für mehrere Wochen beinahe komplett zum Stillstand.

Chinas Regierung verfolgte eine «Null-Covid-Strategie»: Ein rigoroser Lockdown und scharfe Einreisekontrollen führten dazu, dass – von kleineren lokalen Ausbrüchen abgesehen – bereits seit gut einem Jahr nur noch sehr wenige Corona-Fälle auftreten. Seitdem befindet sich die Wirtschaft auf Erholungskurs.

Generell habe sich im ersten Quartal eine «stabile Erholung» fortgesetzt, teilte Chinas Nationales Statistikamt am Freitag mit. «Wir müssen uns jedoch bewusst sein, dass sich die Covid-19-Pandemie immer noch weltweit ausbreitet», so die Behörde weiter, die vor großen Unsicherheiten und möglicher Instabilität warnte. 

Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt, dass die chinesische Wirtschaft in diesem Jahr um weitere 8,1 Prozent zulegen könnte. Die chinesische Regierung ist vorsichtiger und legte ihr offizielles Wachstumsziel auf dem gerade in Peking zu Ende gegangenen Volkskongress auf einen Wert von «über 6 Prozent» fest.

Besonders ein starker Außenhandel half Chinas Wirtschaft zuletzt auf die Sprünge. Chinas Fabriken liefen auf Hochtouren, um medizinische Güter wie Corona-Tests und Schutzmasken in alle Welt zu exportieren. Auch Laptops und andere Ausstattung für das Home Office kommen oft aus China. Die Industrieproduktion zog im ersten Quartal um 24,5 Prozent an. 

Wie schon in der globalen Finanzkrise 2008 hilft China dabei, der Weltwirtschaft neuen Schwung zu verleihen. Deutsche Autobauer und auch viele andere Firmen, die auf dem chinesischen Markt agieren, konnten sich dort zuletzt über üppige Gewinne freuen.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht das starke chinesische Wachstum vor allem positiv. «Die deutschen Exporte nach China haben die Chance, überdurchschnittlich zuzulegen und schwächere Nachfrage in anderen Märkten auszugleichen», sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang laut einer Mitteilung.

Gleichzeitig müssten sich europäische Unternehmen in den kommenden Monaten auf einen verschärften internationalen Wettbewerb einstellen. «Die EU muss wirtschaftspolitisch stärker werden, um zügig wieder an die Kraftzentren der Weltwirtschaft aufzuschließen», sagte Lang mit Blick auf die Entwicklung in China, aber auch in den USA.

Gut entwickelte sich in den ersten drei Monaten auch der chinesische Binnenkonsum, der zuvor hinter der allgemeinen Erholung zurückgeblieben war. Die Einzelhandelsumsätze übertrafen die Erwartungen und stiegen im März um 34,2 Prozent. Etwas geringer fiel die Arbeitslosigkeit der städtischen Bevölkerung aus, die damit im März bei 5,3 Prozent lag.

China bemüht sich seit Jahren, den heimischen Konsum zu stärken, um so vor dem Hintergrund der zunehmenden Spannungen mit den USA und Europa unabhängiger vom Außenhandel zu werden. Auch im gerade verabschiedeten neuen Fünfjahresplan spielt dies eine Schlüsselrolle.

Der neue Wirtschaftskurs wird mit dem Schlagwort «zwei Kreisläufe» beschrieben. Die Strategie von Staats- und Parteichef Xi Jinping soll die «innere Zirkulation» fördern, also heimische Nachfrage und eigene Innovation. Der «äußere Kreislauf» – Handel und ausländische Investitionen – sollen diesen Hauptmotor unterstützen. 

Von Jörn Petring, dpa