Hohe Verluste im Automobilsektor haben am Donnerstag den deutschen Aktienmarkt belastet. Händler verwiesen unisono auf die aktuelle Halbleiter-Knappheit, weshalb Autokonzerne ihre Produktion drosseln müssten. Dies sei nun eine willkommene Gelegenheit, Gewinne einzustreichen.
So rutschte der Dax zwischenzeitlich unter die Marke von 15 100 Punkten, ehe er mit minus 0,90 Prozent auf 15 154,20 Punkten schloss. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen verlor 0,65 Prozent auf 32 756,06 Punkte.
In Deutschland zog zudem die Inflation im April auf zwei Prozent an. Am Anleihemarkt stiegen daraufhin die Renditen. Zum belastenden Thema könnte dies am Aktienmarkt aber erst mittelfristig werden, sagte Analyst Thilo Müller von MB Fund Advisory. Momentan sei dies eher eine Bestätigung für die sich abzeichnende konjunkturelle Erholung.
Im Dax bewegten sich die Abschläge für Continental, Volkswagen, BMW und Daimler zwischen rund zwei und fast viereinhalb Prozent. Im MDax und SDax verzeichneten Papiere von Zulieferern wie Hella, Dürr und Leoni ähnlich hohe Einbußen. Der europäische Autosektor war mit minus 2,6 Prozent der mit Abstand schwächste in der Stoxx-600-Branchenübersicht.
Im Dax büßten die BASF-Titel zeitweise deutlich ein, am Ende des Tages war das Minus mit 0,52 Prozent nicht mehr ganz so hoch. Der Chemiekonzern war mit einem Gewinn- und Umsatzsprung ins neue Jahr gestartet und hatte den Ausblick angehoben. Als Haar in der Suppe machte ein Börsianer den Ergebnis-Ausblick aus, der nicht ganz so optimistisch wie das neue Umsatzziel sei. Auch Gewinnmitnahmen hätten eine Rolle gespielt.
Die Anteile der Deutschen Bank setzten ihre Vortagesrally fort und kletterten auf den höchsten Stand seit dem Frühjahr 2018. Aus dem Handel gingen sie wie auch schon tags zuvor als Dax-Spitzenreiter – diesmal mit einem Plus von gut drei Prozent.
Die Aixtron-Titel waren im MDax mit einem Rutsch von fast zehn Prozent abgeschlagenes Schlusslicht. Der LED- und Chipindustrieausrüster hatte zwar den Gewinnausblick angehoben, konnte die hoch gesteckten Erwartungen an das erste Quartal aber nicht ganz erfüllen. Zudem gab es einen Rückschlag beim Hoffnungsträger Oled-Projekt.
Im Nebenwerteindex SDax waren Fielmann nach Zahlen mit minus 4,8 Prozent unter den größten Verlierern. Marktteilnehmer bemängelten, dass die Optikerkette einen konkreten Ausblick vermissen ließ.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 0,45 Prozent auf 3996,90 Punkte. Der Londoner FTSE 100 und der Pariser Cac 40 schlossen nur knapp im Minus. An der Wall notierte der Leitindex Dow zum europäischen Handelsschluss kaum verändert.
Der Euro geriet unter Druck und kostete 1,2112 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,2129 (Mittwoch: 1,2070) US-Dollar festgesetzt, der Dollar hat damit 0,8245 (0,8285) Euro gekostet. Am Anleihemarkt sank die Umlaufrendite von minus 0,28 Prozent am Vortag auf minus 0,29 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,10 Prozent auf 144,41 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,43 Prozent auf 169,93 Punkte.
Ähnliche Beiträge
Bundesregierung will Stromtrassen schneller ausbauen
Handwerkspräsident: Zutrauen zur Ampel-Koalition fehlt
Nebenkostenprivileg beendet – Mieter müssen bei TV umplanen