Um im globalen Wettkampf aufholen zu können, fordern Deutschlands Entwickler von Video- und Computerspielen mehr Unterstützung des Bundes. «Die Bundesregierung muss entschlossen vorgehen – und zwar schnell», sagte der Geschäftsführer des Branchenverbandes Game, Felix Falk, in Berlin.
Dabei bezog er sich vor allem auf zusätzliche Fördermittel über 33 Millionen Euro, die der Haushaltsausschuss des Bundestags im November 2023 für das Jahr 2024 bewilligt hatte. Dieser Finanzposten wurde überraschenderweise aber nicht beim Bundeswirtschaftsministerium angedockt, das schon eine Games-Förderung hat, sondern zu einem gesonderten Etat bei der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM), Claudia Roth (Grüne).
Beantragt werden kann das Fördergeld bisher nicht, da noch keine entsprechenden Leitlinien veröffentlicht wurden – die Firmen wissen also nicht, wie und wann sie die Unterstützung beantragen können. «Es ist schon fast ein halbes Jahr vergangen und noch immer gibt es keine Anzeichen, dass es bald losgehen kann», sagte Falk. «Vor dem Hintergrund der angespannten Situation der Unternehmen ist das nicht nachvollziehbar.»
Der Branchenvertreter verwies auf eine Studie des Beratungsunternehmens Pwc, die das Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegeben hatte und die im Dezember veröffentlicht wurde. Der Untersuchung zufolge bekommt ein Games-Unternehmen in Deutschland weniger als ein Viertel der staatlichen Förderung als Konkurrenten in anderen Staaten, etwa Frankreich. Damit fehle die internationale Wettbewerbsfähigkeit.
Förderantragsstopp wegen zu hoher Nachfrage
Das bereits vorhandene Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums kommt in der Branche gut an, 2023 betrug das Budget 70 Millionen Euro. Für 2024 stehen nur rund 50 Millionen Euro bereit. Weil eine Games-Förderung üblicherweise über mehrere Jahre erfolgt, ist das Budget für dieses Jahr aber längst verplant – neue Anträge gab es dieses Jahr gar nicht, im Mai 2023 musste das Ministerium aufgrund der hohen Nachfrage und beschränkten Mitteln einen Förderantragsstopp verhängen. Vergeblich setzte sich der Verband Game dafür ein, das jährliche Förderbudget auf 125 Millionen aufzustocken.
Im Januar 2025 könnten beim Wirtschaftsministerium wieder neue Anträge eingereicht werden. «Das würde bedeuten, dass die Unternehmen über anderthalb Jahre lang wieder auf das international nicht konkurrenzfähige Niveau von vor Einführung der Games-Förderung zurückgeworfen wären», moniert Verbandsgeschäftsführer Falk.
«In einem so dynamischen Umfeld wie dem Games-Markt hat man damit kaum eine Chance.» Die Entwickler-Studios hätten hierzulande 30 Prozent höhere Kosten als in anderen Staaten, wo die Firmen verlässlich gefördert werden. «Nur mit international vergleichbaren und planbaren Bedingungen können wir zum Leitmarkt werden – ein Ziel, das die Bundesregierung selbst ausgegeben hat.»
Rund 12.000 Beschäftigte in deutscher Gamesbranche
Der 33 Millionen Euro schwere Sondertopf bei der Kultur- und Medienbeauftragten Roth sollte die Sorgenfalten in der Entwicklerszene glätten. Geschehen ist das bisher aber noch nicht. «Das Bundeswirtschaftsministerium und die Bundesbeauftragte sollten sich zusammensetzen und eine schnelle Lösung finden, damit es eine Förderung aus einem Guss gibt», sagt Falk. Eine Sprecherin der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) sagte, dass sich beide Häuser noch über die Ausgestaltung der Gamesförderung abstimmten.
Bei Games-Entwicklern und -Publishern (Produzenten) sind in Deutschland derzeit rund 12.000 Menschen beschäftigt. Zu den größeren Firmen gehört die Deutschlandtochter des französischen Konzerns Ubisoft, der Studios in Düsseldorf, Berlin und Mainz hat. Die Firma entwickelt unter anderem das Strategiespiel «Anno 1800». Von Crytek aus Frankfurt stammt das Actionspiel «Hunt:Showdown» und von Deck13 (ebenfalls Frankfurt) das Actiongame «Atlas Fallen». In «June’s Journey» von Wooga aus Berlin geht es um Kriminalfälle und in «Goodgame Empire» von Goodgame aus Berlin um Strategieaufgaben.
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