Kunden haben bei der gescheiterten Schweizer Großbank Credit Suisse auch im ersten Quartal 2023 in großem Umfang Gelder und Einlagen abgezogen. Das Geldinstitut rechnet nach einem Milliardenverlust 2022 auch im laufenden Quartal und im Gesamtjahr mit roten Zahlen, wie es in Zürich mitteilte. Die Börse reagierte dennoch mit einem leichten Kursanstieg, auch wenn die Papiere auf niedrigem Niveau um 0,80 Franken (0,82 Euro) verharrten.
Es dürfte das letzte Quartalsergebnis der geschichtsträchtigen Bank sein. Die Credit Suisse (CS) war nach Skandalen, massiven Verlusten und dem Abzug von Kundeneinlagen in Schieflage geraten. Die Regierung hatte angesichts nervöser Finanzmärkte und aus Sorge vor einer weltweiten Bankenkrise am 19. März eine Übernahme durch die Konkurrentin UBS eingefädelt. Sie wendete dafür Notrecht an und verprellte Aktionäre, die riesige Verluste erlitten. Viele haben Klagen angekündigt.
Im ersten Quartal verringerten sich bei der CS die Kundeneinlagen nach Angaben der Bank um 67 Milliarden Franken (68,4 Mrd Euro). Die Abzüge seien zurückgegangen, aber eine Trendumkehr sei bis Montag noch nicht eingetreten. Um den Kunden ihre Gelder auszahlen zu können, hat die CS bereits 108 Milliarden Franken Kredite von der Nationalbank (SNB) in Anspruch nehmen müssen. Die SNB hat 200 Milliarden Franken in Aussicht gestellt, von denen die Hälfte vom Schweizer Staat garantiert wurden.
Wie geht es weiter mit der Credit Suisse?
Spekuliert wird, dass die UBS das Schweizer Geschäft der CS als eigenständige Bank weiterführt oder an die Börse bringt. «Die Frage ist aber: Wo kommt die Glaubwürdigkeit für die neue Credit Suisse her?» sagte Stefan Legge, Dozent für Volkswirtschaft an der Universität St. Gallen. Es sei nicht gesagt, dass Kunden ihr nach der Serie an Skandalen und der Notrettung die Stange halten. Im ersten Quartal verwaltete die CS 1,2 Billionen Franken Vermögen (Assets under Management), fast 20 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Spekulationen, dass das Schweiz-Geschäft der CS an der Börse 15 Milliarden Franken einbringen könnte, hält Legge nicht für abwegig. Das sei womöglich eine Chance für deutsche Banken, einen Fuß in den Schweizer Markt zu bekommen, meinte er. Es wäre ein Riesengeschäft für die UBS: Sie zahlt für die gesamte CS, mit Vermögensverwaltung, Asset Management und Investmentbank, nur drei Milliarden Franken. Allerdings war noch nicht abzusehen, was für Abschreibungen nötig werden.
Bei der CS ist die geplante Abspaltung des Kapitalmarkt- und Beratungsgeschäfts – die Begleitung von Unternehmen bei Übernahmen und Fusionen oder Börsengängen – unter dem Namen CS First Boston vom Tisch. Die Leitung sollte der ehemalige CS-Verwaltungsrat Michael Klein übernehmen. Die Bank wollte im Zuge des Geschäfts das Investment-Banking-Unternehmen Klein Group der M. Klein & Co. kaufen. Man habe sich darauf geeinigt, dies nicht weiterzuverfolgen, hieß es in einer Mitteilung. Die Pläne waren aber weit gediehen. Ob die CS Klein deshalb eine Entschädigung zahlen muss, wollte eine Sprecherin nicht kommentieren.
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