Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich am Dienstag mit Aktienkäufen zurückgehalten. Nach den Turbulenzen in der vergangenen Woche und einer Erholungsbewegung am Montag herrsche «vorsichtiger Optimismus», kommentierte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets die Stimmung. «Trotz der Unsicherheiten im Bankensektor sind die Anleger zuversichtlich, dass sich die deutsche Wirtschaft in den kommenden Monaten gegen die zahlreichen Krisen behaupten kann.» Zugleich wollten sie wohl aber erst einmal abwarten, wie sich die Lage weiterentwickele.
Nicht zuletzt wird daher mit Spannung auf die Inflationsdaten für Deutschland und die Eurozone am Donnerstag gewartet. Am Freitag dann werden die Verbraucherpreisdaten aus den USA veröffentlicht.
Der Leitindex Dax beendete den Tag mit plus 0,09 Prozent auf 15.142,02 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte gab um 0,57 Prozent auf 26.562,42 Zähler nach.
Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,09 Prozent auf 4168,21 Punkte nach oben. In Paris und London sah es ähnlich aus. In den USA legte der Dow Jones Industrial zum Börsenschluss in Europa um 0,3 Prozent zu, während die technologielastigen Nasdaq-Indizes nachgaben.
Hierzulande ging die Talfahrt der Immobilienwerte nach einer Verschnaufpause am Montag weiter. Der europäische Branchenindex, der sich seit Anfang Februar überwiegend im Abwärtsmodus befindet, sackte auf den tiefsten Stand seit Mitte Oktober ab. Ein ungünstiger Mix aus steigenden Zinsen und hoher Inflation macht den Aktien zu schaffen. Höhere Zinsen erschweren die Refinanzierung von Immobilien und schmälern deren zukünftigen Wert aus heutiger Sicht – weitere Abschreibungen drohen.
Besonders hart traf dies die Aktien von Aroundtown, die am MDax-Ende um 10,2 Prozent fielen und ein Rekordtief erreichten. Der Gewerbeimmobilien-Spezialist präsentiert am Mittwoch seine Jahreszahlen.
Unter den weiteren MDax-Werten büßten LEG 6,5 Prozent und TAG 3,7 Prozent ein. Im Dax hielten die Anteilscheine von Vonovia mit einem Minus von 6,0 Prozent die rote Laterne. Im SDax zählten außerdem noch Grand City Properties mit minus 6,7 Prozent und Deutsche Wohnen mit minus 4,2 Prozent zu den schwächsten Werten.
Die Anteilscheine von Norma sackten dort um 7,7 Prozent ab. Zur Vorlage seiner detaillierten Jahreszahlen enttäuschte der Verbindungstechnik-Spezialist mit einer Dividendenkürzung auf 0,55 Euro je Aktie. Zudem liegt die Prognose für die operative Gewinnmarge im laufenden Jahr unter der Durchschnittsschätzung der Analysten.
In der Bankenbranche kehrte derweil angespannte Ruhe ein. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin gibt sich nach dem Kollaps der kalifornischen Silicon Valley Bank und der Notübernahme von Credit Suisse mit Blick auf den hiesigen Bankenmarkt gelassen. Die Nervosität bleibt aber hoch. Die Papiere der Deutschen Bank, die zum Handelsstart noch einen Erholungskurs eingeschlagen hatten, büßten letztlich 1,6 Prozent ein. Die Aktien der Commerzbank erholten sich dagegen mit einem Kursaufschlag von 1,6 Prozent den inzwischen zweiten Handelstag in Folge.
Der Euro wurde am frühen Abend mit 1,0843 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0841 (Montag: 1,0773) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9224 (0,9282) Euro.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen fielen deutlich. Die Umlaufrendite stieg im Gegenzug von 2,18 Prozent am Vortag auf 2,32 Prozent. Der Rentenindex Rex verlor 0,58 Prozent auf 126,08 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,18 Prozent auf 136,00 Punkte nach.
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