Eine rekordhohe Inflation in der Eurozone hat die angekratzten Nerven vieler Investoren am Mittwoch nicht gerade beruhigt. So rutschte der freundlich gestartete Dax zeitweise mit mehr als einem Prozent ins Minus, nachdem die Inflation in der Eurozone im August auf 9,1 Prozent beziffert worden war. Bis zum Nachmittag holte der Index die Verluste aber wieder auf, zuletzt schaffte er es mit 12.965,53 Zählern knapp ins Plus. Für den August zeichnet sich damit aber noch ein Abschlag von fast vier Prozent ab.
Die Marke von 13.000 Punkten blieb für den Dax also erst einmal eine zu hohe Hürde. Nach einem Rücksetzer binnen weniger Tage um etwa 1000 Punkte stellen sich Anleger aber auch die Frage, in welchem Umfang geldpolitische Straffungen zur Inflationsbekämpfung schon eingepreist sind.
Der MDax schaffte es auch, seine zeitweiligen Mittwochsverluste aufzuholen. Er stieg zuletzt um 0,09 Prozent auf 25.416,08 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab aber noch leicht um 0,1 Prozent nach. An den US-Börsen wird mit einem robusten Start gerechnet – nach dem am Vortag erreichten Monatstief des Dow Jones Industrial.
Steigende Zinsen gepaart mit Wirtschaftssorgen waren zuletzt für den Aktienmarkt kein guter Cocktail. Was die Verbraucherpreise in der Eurozone betrifft, zeigten sich die Experten der ING besorgt wegen eines überraschend hohen Anstiegs der Kerninflation, also dem Preisanstieg ohne die besonders schwankungsanfälligen Energie-, Lebens- und Genussmittelpreise. Dies nähre Bedenken, dass Zweitrundeneffekte einen längeren Kostenanstieg nach sich zögen.
Erwartungen an die EZB
«Während sich die Wirtschaft rapide verlangsamt oder vielleicht sogar schon schrumpft, stellt sich nun die Frage, wie stark die EZB auf die Bremse tritt», sagte der ING-Ökonom Bert Colijn. Von der Europäischen Zentralbank wird in der kommenden Woche ein deutlicher Zinsschritt erwartet. Selbst ein besonders kräftiger Schritt um 0,75 Prozentpunkte gilt nach entsprechenden Äußerungen ranghoher Notenbanker als möglich.
Auf Unternehmensseite standen Autohersteller im Blick. Bei den Titeln von VW und der Konzernholding Porsche SE traten die Anleger mit Abschlägen von 0,9 respektive 1,7 Prozent auf die Bremse, nachdem die Anteile zuletzt beide von der Fantasie für einen Börsengang des Sportwagenherstellers Porsche AG profitiert hatten.
Mercedes-Benz und BMW pendelten sich nach ihren Schwankungen zuletzt mit jeweils 0,3 Prozent im Plus ein. In der Branche herrschte eine im Vergleich bessere Grundstimmung wegen Spekulationen, Renault spreche mit Interessenten über eine Beteiligung am Verbrennermotoren-Geschäft. Die Renault-Titel waren daher in Paris um 2,4 Prozent gestiegen.
SAP zieht an
Nachrichtlich stärker bewegt zeigten sich Airbus mit einem Abschlag von 1,6 Prozent, während SAP auf der Gegenseite um fast ein Prozent anzogen. Für Aufsehen sorgte bei den beiden Dax-Schwergewichten ein hochrangiger Managerwechsel: Der Finanzchef Dominik Asam wird den Flugzeugbauer Anfang März nächsten Jahres verlassen und in gleicher Rolle zum Softwarekonzern wechseln.
Deutlich um 2,8 Prozent unter Druck geraten sind dagegen die Aktien des Kupferkonzerns Aurubis in einem generell schwachen Sektorumfeld. Das Minus wurde aber getoppt vom Metallrecycler Befesa, dessen Aktien um 6,4 Prozent auf den tiefsten Stand seit November 2020 abrutschten. Seit einiger Zeit spiegeln die Kurse bereits das Ende des Rohstoff-Preisbooms wider. Untermauert wurde dies am Mittwoch vom Citigroup-Analysten Paul Bradley, der deshalb und wegen anhaltendem Kostendruck seine Gewinnschätzungen für Befesa deutlich reduzierte.
Für den Euro wurden zuletzt 1,0002 US-Dollar gezahlt, damit blieb die Gemeinschaftswährung knapp über der Parität. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0034 Dollar festgelegt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,36 Prozent am Vortag auf 1,43 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,41 Prozent auf 131,87 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,29 Prozent auf 148,04 Punkte nach.
Ähnliche Beiträge
Die Bahn braucht Milliarden – Wo soll das Geld herkommen?
Weltkriegsbombe nahe Tesla-Werk erfolgreich gesprengt
Bundesregierung will Stromtrassen schneller ausbauen