Nach der zuletzt kräftigen Kurserholung sind die wichtigsten Indizes am deutschen Aktienmarkt am Mittwoch wieder etwas zurückgefallen. Der Dax notierte zuletzt ein halbes Prozent tiefer bei 15.155 Punkten. Tags zuvor hatte der deutsche Leitindex noch einen großen Teil seiner hohen Kursverluste vom Wochenstart wettgemacht, als er erstmals seit Ende Januar unter die Marke von 15.000 Punkten gefallen war.
Vor der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag dürften sich die Investoren vorerst zurückhalten angesichts der Turbulenzen der vergangenen Börsentage. Diese waren durch den Kollaps mehrerer regionaler US-Banken und die Sorge um eine Ausweitung auf den breiteren Sektor verursacht worden. Im Moment überwiege auf dem Parkett die Hoffnung, «dass es sich um begrenzte und verkraftbare Einzelfälle handelt», schrieb Börsenkenner Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Auch für den Index der mittelgroßen Unternehmen MDax ging es am Mittwochmorgen wieder bergab, er verlor mit minus 1,1 Prozent auf 27.480 Zähler deutlicher als der Dax. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone gab um 0,8 Prozent auf 4147 Punkte nach.
Analyst Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Markets stellt sich nunmehr die Frage, wie die EZB ihre zukünftige Geldpolitik einem Finanzmarkt kommuniziert, «der durch die ersten großen Bankenzusammenbrüche in den USA seit Lehman Brothers ziemlich unter Stress steht. Hier werden die Investoren ganz genau hinhören». Von ihrem Vorhaben, den Leitzins in der Eurozone um weitere 50 Basispunkte zu erhöhen, werde sich die Notenbank indes wohl nicht abbringen lassen, prognostiziert der Experte. Auch QC-Experte Altmann rechnet fest mit einem weiteren Dreh an der Zinsschraube.
Zunächst aber stehen zur Wochenmitte die Erzeugerpreise in den USA aus dem Februar im Fokus, die als weiterer wichtiger Indikator für die Geldpolitik der US-Notenbank gelten. Der Kollaps in der US-Bankenbranche hatte zuletzt Hoffnungen auf ein gemäßigteres Tempo im Zinserhöhungszyklus der Fed geweckt. Die Signale der US-Währungshüter deuteten jedoch zuletzt auf Zinserhöhungen, um dem Preisauftrieb entgegenzuwirken.
Auf Unternehmensseite hierzulande hatten die Anleger noch weitere Bilanzen zu verarbeiten – allerdings handelte es sich meist um endgültige Zahlen. Den Spitzenplatz im Dax eroberten die Eon-Anteilsscheine mit knapp 1,5 Prozent Aufschlag, RWE profitierten in diesem Sog mit plus 0,8 Prozent. Ein Händler erklärte, die endgültigen Eon-Zahlen seien noch besser ausgefallen als nach den Eckdaten erhofft. Er lobte vor allem den Ausblick des Energieversorgers. Die Ziele machten «einen starken Eindruck» und mit der geplanten Ausweitung des Investitionsprogramms liege der Konzern über den Erwartungen einiger Analysten.
Daneben gehörten BMW mit einem Kursplus von 1,3 Prozent zu den größten Dax-Gewinnern. Der Fahrzeugbauer habe den Zielkorridor für die Marge in diesem Jahr angehoben und eine verbesserte Investitionsquote in Aussicht gestellt, strich Jefferies-Analyst Philippe Houchois heraus.
Auf dem Spitzenplatz im MDax setzten die Papiere des Düngemittelherstellers K+S ihre Kurserholung mit mehr als drei Prozent weiter fort. Bereits tags zuvor hatte das Unternehmen Geschäftszahlen vorgelegt und die Dividende kräftig angehoben sowie einen Aktienrückkauf angekündigt. Lufthansa profitierten von einer Kaufempfehlung durch die Schweizer Bank UBS mit knapp zwei Prozent Plus.
Dagegen kamen die Geschäftszahlen und Prognosen von Lanxess schlecht an. Börsianer störten sich vor allem an verhaltenen Zielen für das Auftaktquartal 2023 und der Entwicklung des freien Mittelflusses im Schlussquartal 2022. Die Papiere des Chemiekonzerns rutschten auf den tiefsten Stand seit Ende 2022, zuletzt betrug das Minus 4,2 Prozent. Die Kursgewinne von in der Spitze 27 Prozent im Börsenjahr 2023 sind damit Makulatur.
In den hinteren Börsenreihen stiegen nach einer Kaufempfehlung der HSBC die Aktien der Optikerkette Fielmann auf ein Hoch seit August 2022, zuletzt verteuerten sie sich noch um 2,1 Prozent.
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