Die Jahresendrally am deutschen Aktienmarkt ist in vollem Gange. Angetrieben von Erwartungen auf bald sinkende Zinsen übersprang der Dax am Freitagmorgen die Marke von 16.300 Punkten. Charttechnisch gesehen ist der Weg bis zum Rekordhoch bei fast 16.529 Punkten frei.
Zur Mittagszeit gewann der deutsche Leitindex 0,80 Prozent auf 16 344,42 Punkte und steuert auf ein Wochenplus von 2,0 Prozent zu. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen stieg am Freitag um 0,65 Prozent auf 26.353,10 Zähler.
Unterstützung kommt vor allem aus den USA. Dort deutet sich ein freundlicher Börsenstart an. Am Vortag hatte der Dow Jones Industrial nach erfreulichen Daten zu Konsum und Preisauftrieb den höchsten Stand seit rund zwei Jahren erklommen. In China verbesserte sich außerdem die Stimmung in Industriebetrieben überraschend deutlich und deutet wieder auf eine Zunahme der wirtschaftlichen Aktivitäten hin. Gleichwohl gibt es in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft nach wie vor viele Wirtschaftssorgen.
Die Rally hat den Dax von seinem Oktober-Tief aus inzwischen um knapp 12 Prozent nach oben getrieben. Im November gewann der deutsche Leitindex 9,5 Prozent und hat damit den Großteil der Korrektur seit August aufgeholt. Zudem steuert das deutsche Börsenbarometer auf seine fünfte Woche in Folge mit Gewinnen zu. Das wäre die längste Gewinnserie 2023, nach zuvor der längsten Verlustserie des Jahres.
Die Anleger honorierten den guten Job der US-Notenbank, begründet Stephen Innes, Managing Partner von SPI Asset Management, den starken Lauf. Die Fed habe die Inflation bekämpft, ohne zugleich eine schwere Rezession auszulösen. Eine moderatere Teuerung stelle nun das hohe Zinsniveau infrage, weshalb Investoren baldige Zinssenkungen erwarteten. Das gilt ebenso für die Euroregion. In den kommenden Monaten dürfte sich die Abschwächung der Inflation auch dort fortsetzen, schreiben die Experten der Landesbanl Helaba. «können vermehrt darauf setzen, dass der nächste Zinsschritt eine Senkung sein wird», schlussfolgern sie.
Das gab Immobilienwerten weiteren Auftrieb. Vonovia gewannen im Dax 1,8 Prozent und LEG stiegen im MDax um 1,5 Prozent.
Ansonsten standen im Index der mittelgroßen Unternehmen vor allem die Anteile von Bechtle und Jenoptik im Blick. Bechtle sanken als Schlusslicht um 4,8 Prozent, während Jenoptik an der Index-Spitze um 4,4 Prozent stiegen.’Der IT-Dienstleister Bechtle verschaffte sich mithilfe einer Wandelanleihe frische finanzielle Mittel und will das Geld unter anderem für Zukäufe im In- und Ausland nutzen. Der Technologiekonzern Jenoptik dagegen hob anlässlich seines Kapitalmarkttages die mittelfristigen Profitabilitätsziele an.
Rational gewannen 2,9 Prozent. Die Investmentbank Hauck Aufhäuser empfiehlt die Papiere nun zum Kauf. Analyst Simon Keller sieht nach dem Kapitalmarkttag am Donnerstag in einem neuen Produkt des Großküchenausstatters einen potenziellen «Game Changer». Im Erfolgsfall berge dieser reichlich Umsatzpotenzial, hieß es.
Mit minus 2,9 Prozent zählten die Papiere der Metro AG zu den schwächsten SDax-Werten. Die US-Bank JPMorgan ist negativer gestimmt für den Großhändler und stufte die Aktie auf «Underweight» ab.
Die Aktie des in New York notierten Covid-Impfstoffherstellers Biontech verloren auf Tradegate 3,7 Prozent. Auch sie wurden von JPMorgan auf «Underweight» abgestuft. Analystin Jessica Fye rechnet mit sinkenden Schätzungen für Biontech. Dies, und auch längere Entwicklungszeiten für neue Produkte, könnten einer Kurserholung im Wege stehen.
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