Das geopolitisch nervöse Umfeld hat den deutschen Aktienmarkt auch am Freitag in Mitleidenschaft gezogen. Auch das längere Wochenende in den USA, wo am Montag wegen eines Feiertages nicht gehandelt wird, sorgte für Zurückhaltung.
Der Leitindex Dax weitete seine jüngsten Verluste aus und schloss 1,47 Prozent tiefer bei 15.042,51 Punkten. Damit ergibt sich auf Wochensicht ein Minus von 2,48 Prozent. Der MDax der mittelgroßen Werte büßte am Freitag 1,25 Prozent auf 32.972,66 Punkte ein.
Der Markt bewegte sich angesichts der Ukraine-Krise zwischen der Hoffnung auf eine diplomatische Lösung und der Furcht vor einer Invasion Russlands in das Nachbarland. Zuletzt sorgte die Meldung für Verunsicherung, dass die moskautreuen Separatisten wegen der Gefahr einer militärischen Eskalation in der Ostukraine Zivilisten zur Flucht in das Nachbarland Russland aufgefordert haben sollen.
Mit Blick auf Einzelwerte erhielten die Aktien von Allianz nach einem bisher guten Lauf in diesem Jahr einen Dämpfer. Der Versicherer hatte zwar insgesamt erfreuliche Geschäftszahlen für 2021 vorgelegt, musste aber milliardenschwere Rückstellungen zur Beilegung eines Rechtsstreits in den USA verbuchen. Die Papiere sackten um 3,8 Prozent ab. Höhere Rückstellungen wirkten schwerer als die angekündigten Aktienrückkäufe, schrieb Analyst Will Hardcastle von der schweizerischen Bank UBS.
Der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer hatte nach ermutigenden Daten zum Prostatakrebsmittel Nubeqa seine Umsatzerwartungen an das Medikament kräftig angehoben. Die Papiere stemmten sich gegen den schwachen Markt und gaben nur leicht nach.
Online-Werte hingegen mussten vor dem Wochenende deutliche Einbußen hinnehmen. So versammelten sich am Dax-Ende Zalando, Hellofresh und Delivery Hero mit Abschlägen zwischen 4,8 und 8,1 Prozent.
Aktien internetbasierter Unternehmen geraten aktuell von verschiedenen Seiten unter Druck. So leiden sie zum Beispiel wegen ihrer hohen Konjunkturabhängigkeit besonders unter den geopolitischen Spannungen im Zuge des Ukraine-Konflikts. Zudem bahnt sich in der Eurozone eine schärfere Gangart der Europäischen Zentralbank zur Bekämpfung der Inflation an. Dies macht Tech-Werten besonders zu schaffen, weil höhere Zinsen die Finanzierungsbedingungen der in der Regel schnell wachsenden und hoch bewerteten Technologie-Unternehmen verschlechtern können. Schließlich tragen auch die anstehenden Lockerungen in der Corona-Krise dazu bei, dass internetbasierte Geschäftsmodelle im Vergleich zu stationären Angeboten in Zukunft weniger stark gefragt sein könnten.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 0,95 Prozent auf 4074,28 Punkte. Der Pariser Cac 40 und der Londoner FTSE 100 gaben jeweils um 0,3 Prozent nach. In New York stand der Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss 0,6 Prozent tiefer.
Der Euro-Kurs gab angesichts der Ukraine-Krise nach. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1354 (Donnerstag: 1,1370) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8808 (0,8795) Euro.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,15 Prozent am Vortag auf 0,10 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,21 Prozent auf 141,51 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,16 Prozent auf 166,35 Zähler zu.
Ähnliche Beiträge
Die Bahn braucht Milliarden – Wo soll das Geld herkommen?
Weltkriegsbombe nahe Tesla-Werk erfolgreich gesprengt
Bundesregierung will Stromtrassen schneller ausbauen