Der Dax hat am Donnerstag in einem impulsarmen Umfeld etwas zugelegt. Der deutsche Leitindex stieg bis zum frühen Nachmittag um 0,20 Prozent auf 15.992,60 Punkte. Insgesamt hielten sich auch am Donnerstag die Bewegungen am Aktienmarkt in einem überschaubaren Rahmen.
Börsianer erklären die Zurückhaltung mit der Aussicht auf eine restriktive Gangart der wichtigen Notenbanken im Kampf gegen die hohe Inflation. Der Markt setze auf weiter steigende Leitzinsen – umso mehr, nachdem die kanadische Notenbank am Mittwoch mit einer Erhöhung überrascht hatte. Zudem waren die Aktienkurse in den letzten Monaten bereits stark gestiegen.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen notierte zuletzt 0,16 Prozent höher bei 27.184,39 Zählern. Für den EuroStoxx 50 ging es um 0,2 Prozent nach oben.
Die Entscheidung der kanadischen Notenbank habe das Dilemma der Entscheidungsträger deutlich gemacht, schrieb Analyst Charlie Lay von der Commerzbank. Die Geldpolitik arbeite mit langen und variablen Verzögerungen, die sich auf einen Zeitraum von 18 bis 24 Monaten erstrecken könnten. Die Notenbanken seien darauf bedacht, die Geldpolitik nicht zu sehr zu straffen, was das Wachstum beeinträchtigen würde. Gleichzeitig bestehe das Risiko einer verfrühten Pause angesichts des robusten Wachstums und der anhaltenden Inflation. Daraus würde sich die Notwendigkeit ergeben, die Zinserhöhungen fortzusetzen und sogar noch energischer zu handeln.
Bereits am Dienstag war die australische Notenbank überraschend auf Straffungskurs geblieben. Die jüngsten Zinsentscheidungen der kanadischen und der australischen Währungshüter könnten ein Fingerzeig in Richtung der amerikanischen Fed sein, sagte Börsen-Experte Andreas Lipkow. Die Sitzung der US-Notenbank in der kommenden Woche werfe damit bereits ihre Schatten voraus.
Unter den größten Gewinnern im Dax stiegen die Vorzugsaktien von Volkswagen um gut 2 Prozent. Nach den jüngsten Vorbehalten gegenüber dem Autobauer seitens der Investoren sehe er angesichts des bevorstehenden Kapitalmarkttages am 21. Juni eher Aufwärtspotenzial als Risiken, schrieb Analyst Henning Cosman von der britischen Investmentbank Barclays. Eine überzeugende Strategieumsetzung könnte zu einer Neubewertung der Anteilsscheine führen. Auch europaweit waren Autowerte stark gefragt und lagen zuletzt mit plus 1,7 Prozent an der Spitze des Branchentableaus.
Die Papiere von Airbus gaben um 0,6 Prozent nach. Der weltgrößte Flugzeugbauer lieferte im Mai trotz der jüngsten Teileknappheit so viele Verkehrsjets aus wie in keinem anderen Monat seit Jahresbeginn. Die Zahlen seien ermutigend, doch es sei noch zu früh, um nun auf den weiteren Verlauf zu schließen, schrieb Analyst Philip Buller von der Privatbank Berenberg. Der Fachmann rechnet angesichts der sehr komplexen Lieferketten mit weiteren stark schwankenden Auslieferungen im Jahresverlauf.
Außerhalb der großen Indizes schnellten die Anteilsscheine des Wirkstoffforschers Evotec um gut zehn Prozent in die Höhe und profitierten damit von einem positiven Analystenkommentar der Citigroup. Vor allem die Einstufung als mögliches «Tesla der Biologika-Hersteller» klang für die Anleger reizvoll. Die Story der hauseigenen Plattform Just – Evotec Biologics, mit der die Bayern seit Jahren werben, habe durch den jüngsten Deal mit der Novartis-Tochter Sandoz enorm an Kontur gewonnen, schrieb der Citi-Experte Peter Verdult.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,41 Prozent am Vortag auf 2,49 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,19 Prozent auf 125,21 Punkte. Der Bund-Future gewann zuletzt 0,06 Prozent auf 133,37 Zähler.
Ähnliche Beiträge
Die Bahn braucht Milliarden – Wo soll das Geld herkommen?
Weltkriegsbombe nahe Tesla-Werk erfolgreich gesprengt
Bundesregierung will Stromtrassen schneller ausbauen