Der deutsche Aktienmarkt hat das zweite Halbjahr nach den klaren Vortagesverlusten mit einer Erholung eingeläutet. Rückenwind kommt von der Wall Street.
Dort erreichten der technologielastige Nasdaq-100-Index und der marktbreite S&P 500 am Mittwoch weitere Rekorde. Der Einzelhandel in Deutschland steigerte unterdessen die Umsätze im Mai deutlich und erholte sich vom Dämpfer im Vormonat.
Der Dax notierte gegen Mittag 0,56 Prozent höher bei 15.617,71 Punkten. In der ersten Jahreshälfte hatte der deutsche Leitindex mit einem Plus von mehr als 13 Prozent eine starke Leistung hingelegt. Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte stieg am Donnerstagmorgen um 0,38 Prozent auf 34.179,06 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone gewann rund 0,5 Prozent.
«Es bleibt nun spannend zu sehen, ob das zweite Börsenhalbjahr den Schwung aus der ersten Jahreshälfte nutzen kann und dadurch wieder in Richtung des bisherigen Rekordhochs ansteigen kann. Eine Freifahrt wird diese Kursreise mit Sicherheit nicht, denn es liegen viele Stolpersteine auf dem Weg dorthin», kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow von der Bank Comdirect.
Aus Branchensicht waren am Donnerstag die Stahlwerte besonders gefragt. Die Aktien von Thyssenkrupp, Salzgitter und Klöckner & Co profitierten von einer Analystenstudie und verbuchten Kursaufschläge zwischen 1,7 und 3,4 Prozent. Analyst Bastian Synagowitz von der Deutschen Bank zeigte sich positiv gestimmt für die europäischen Stahlaktien. Gestützt von einer sich erholenden Inlandsnachfrage hätten Preiserhöhungen in Europa, den USA und anderen Märkten die Margen der Stahlproduzenten auf ein Rekordniveau steigen lassen
Eine angekündigte Kapitalerhöhung von Nordex verprellte die Anleger des Windkraftanlagen-Herstellers. Die Aktien sackten um mehr als 11 Prozent ab. Nordex will über eine Bezugsrechtsemission knapp 42,7 Millionen neue Aktien für je 13,70 Euro ausgeben. So soll unter anderem künftiges Wachstum finanziert werden. Die überraschende Kapitalerhöhung der Norddeutschen dürfte am Markt nicht gut ankommen, die Bilanz werde allerdings deutlich gestärkt, kommentierte Jefferies-Analyst Constantin Hesse.
Die Aktien von LPKF gerieten mit einem Minus von 6,9 Prozent unter erheblichen Verkaufsdruck und waren damit größter Verlierer im Nebenwerteindex SDax. Analystin Alina Köhler von der Privatbank Hauck & Aufhäuser (H&A) hält den Zeitpunkt eines größeren Auftrags für «kritisch», um die Marktprognosen für Umsatz und Gewinn (Ebit) im laufenden Jahr zu erreichen.
Entsetzt reagierten die Anleger auf endgültige Studiendaten zum Corona-Impfstoffkandidaten von Curevac. Auf Tradegate brachen die Papiere um 13,4 Prozent ein. Trotz einer Wirksamkeit des Impfstoffkandidaten von lediglich 48 Prozent wertete Analyst Zhiqiang Shu von der Berenberg Bank den Ausgang der Studie positiv. Zwar scheine Curevac schlechter abgeschnitten zu haben als andere mRNA-Vakzine, die Phase-3-Studie sei allerdings in einem «variantenreichen Umfeld» getestet worden. Die Ergebnisse dürften für eine Zulassung des Kandidaten wohl ausreichen.
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