23. November 2024

Börsenprofi

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Dax vor Zinsentscheidungen kaum bewegt

Der deutsche Leitindex Dax zeigt angesichts der bevorstehenden Notenbank-Entscheidungen kaum Regung. Zu groß ist die Sorge der Anleger, auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. Der noch etwas schwächer als erwartet ausgefallene Ifo-Geschäftsklima-Index, Deutschlands wichtigstes Konjunkturbarometer, änderte daran nicht viel – und auch nicht die Berichtssaison, die hierzulande Positives und Negatives bereithielt.

Am Nachmittag legte der Dax um 0,06 Prozent auf 16.200,81 Punkte zu. Der MDax mit den 50 Aktien mittelgroßer börsennotierter Unternehmen gewann 0,20 Prozent auf 28.254,18 Zähler. Der EuroStoxx 50, das Börsenbarometer für die Schwergewichte der Eurozone, stieg um 0,21 Prozent.

Laut den Ifo-Daten trübten sich die konjunkturellen Aussichten für die deutsche Wirtschaft weiter ein. Vor allem die gegenwärtige Lage wird kritischer als bislang gesehen. «Nach dem dritten Rückgang in Folge weist das Ifo-Geschäftsklima ebenso klar nach unten wie die anderen Frühindikatoren», konstatierte etwa Volkswirt Jörg Krämer von der Commerzbank.

Ihm zufolge deutet der breite Rückgang der Frühindikatoren in der zweiten Jahreshälfte auf ein erneutes Schrumpfen der deutschen Wirtschaft hin. Da es auch im restlichen Euroraum Rezessionssignale gebe, dürfte dies laut Krämer die Position derjenigen im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) stärken, die gegen weitere Zinserhöhungen nach der EZB-Sitzung am Donnerstag sind. Bereits am Montag hatte eine ähnliche Umfrage von S&P Global in dieselbe Richtung wie der Ifo-Index gedeutet.

Die US-Notenbank Fed wird ihre Zinsentscheidung zur Wochenmitte bekanntgeben. Im Blick der Anleger steht aber vor allem, wie es anschließend weitergeht, denn ein Zinsschritt im Juli von jeweils 0,25 Prozentpunkten für beide Zentralbanken gilt als ausgemachte Sache.

Unter den Einzelwerten im Dax standen vor allem Adidas und Bayer nach überraschend vorgelegten Quartalszahlen und Prognoseanpassungen im Fokus. Der Sportartikelhersteller Adidas wurde etwas optimistischer für das Gesamtjahr. Zudem stufte Exane BNP Paribas die Aktie auf «Outperform» hoch und hob das Kursziel auf 210 Euro an, was zusätzlich Auftrieb gab. Das Papier gewann als Favorit 5,8 Prozent und ist auch im bisherigen Jahresverlauf mit einem Plus von 45 Prozent Spitzenwert im Leitindex.

Laut Analystin Aneesha Sherman von Bernstein übertrafen die Eckzahlen des zweiten Quartals wegen des starken Verkaufs eines Teils der restlichen Yeezy-Produkte die Erwartungen deutlich. Analyst Warwick Okines von der französischen Investmentbank Exane BNP schrieb zudem nach einer Auswertung von Social-Media-Daten, App-Nutzungen und Suchabfragen im Internet: Die Marke Adidas nehme wieder Fahrt auf.

Negativ überraschte indes der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer, der sein Gewinnziel wegen des Preisverfalls des Herbizids Glyphosat senkte. «Die Gewinnwarnung war ein offenes Geheimnis, aber nicht in diesem Ausmaß», sagte ein Börsianer. Gehofft wird jetzt aber, dass Vorstandschef Bill Anderson reinen Tisch gemacht hat. Obendrein sind die schwachen Zahlen Wasser auf die Mühlen einiger Investoren, die eine Aufspaltung des Konzerns befürworten. Die Aktie, die am Morgen noch Schlusslicht im Dax war, drehte ins Plus und legte zuletzt um 1,1 Prozent zu.

Eine schlechte Nachricht vom Triebwerkshersteller Pratt & Whitney (P&W) belastete die Aktie von MTU, die daraufhin mit minus 5,3 Prozent Schlusslicht im Dax war. Laut dem US-Rüstungs- und Elektronikkonzern Raytheon muss P&W aus technischen Gründen in den kommenden Monaten die Antriebsmodelle PW1100G-JM teilweise überprüfen. Diese kommen etwa bei Airbus-Mittelstreckenjets zum Einsatz. MTU verantwortet die Endmontage eines Drittels der Serien PW1100G-JM für die A320neo an ihrem Standort in München.

Der Euro geriet nach den schwachen Ifo-Daten unter Druck. Er sank am Nachmittag auf 1,152 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,1096 Dollar festgesetzt. Am Anleihemarkt stieg die Umlaufrendite von 2,45 Prozent am Vortag auf 2,50 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,07 Prozent auf 124,66 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,12 Prozent auf 133,36 Punkte.