Am deutschen Aktienmarkt sind die Anleger am Donnerstag nervös geblieben. Der Dax ging 0,68 Prozent tiefer bei 15.260,69 Zählern aus dem Handel. Der MDax mit den mittelgroßen Werten verlor 0,44 Prozent auf 34.369,69 Punkte.
Sorgen wegen einer anziehenden Inflation bei gleichzeitig nachlassendem Konjunkturaufschwung treiben die Investoren schon seit Tagen um. Verschärft wurden die Bedenken durch neue Inflationsdaten.
In Deutschland hatte die Teuerung im September angeheizt von hohen Energiepreisen erstmals seit knapp 28 Jahren wieder die Vier-Prozent-Marke überschritten. Damit sehen Marktbeobachter die Gefahr eines baldigen Gegensteuerns der Europäischen Zentralbank (EZB) bestätigt.
Dem Ruf als ohnehin schwacher Börsenmonat hat der September mit einem Dax-Monatsverlust von 3,6 Prozent alle Ehre gemacht. Damit verzeichnete der Leitindex auch das erste schwache Quartal seit dem coronabedingten Crash im Frühjahr 2020: 1,7 Prozent hat er in den drei zurückliegenden Monaten verloren.
«Die EZB fühlt sich in Anbetracht der Preisentwicklungen unwohl. Das wurde bereits bei der letzten Notenbanksitzung deutlich», schrieb Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. «Mit dem jüngsten Energiepreisanstieg ist der Ton für die nächste Zinssitzung bereits gesetzt. An eine Verlängerung des Pandemie-Notfallkaufprogramms der EZB über den März 2022 hinaus ist derzeit wohl nicht zu denken.»
Die Aussicht auf womöglich auch bald anstehende Zinsanhebungen durch die Notenbanken hatte den Dax in der Vorwoche nahe den 15 000 Punkten auf ein Mehrmonatstief gedrückt. Zwar hatten sich auf diesem niedrigen Kursniveau einmal mehr Käufer gefunden. Anleger taten sich dann aber – anders als bei vorherigen Rückschlägen – mit Nachkäufen schwer.
Während der Dax am Donnerstag wieder nach unten drehte, waren unter den Einzelwerten einige Branchen gefragt, die zuletzt besonders unter Druck geraten waren. Dazu zählten vor allem die Aktien von Corona-Gewinnern aus dem Medizinbereich. Aktien des Laborzulieferers Sartorius, des Pharmakonzerns Merck oder des Diagnostikkonzerns Qiagen knüpften mit Gewinnen zwischen einem und 1,8 Prozent an ihre Erholung vom Vortag an.
Die Gefahr steigender Zinsen lastete hingegen auf den schon seit einiger Zeit schwächelnden Versorgern RWE und Eon mit Abschlägen von 2,8 und 1,4 Prozent. Energiekonzerne werden von Anlegern häufig gemieden, wenn sich steigende Zinsen und damit auch höhere Finanzierungskosten abzeichnen. Gleiches gilt im Bereich Immobilien, hier fielen die Aktien von Vonovia um 2,2 Prozent.
Der Kurs der Baumarktholding Hornbach dagegen schoss nach der Vorlage der Quartalszahlen auf ein Rekordhoch. Am Ende stand ein Plus von 8,6 Prozent auf der Kurstafel. Hier überzeugten die besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen und noch etwas mehr Optimismus des Vorstands mit Blick auf die Jahresprognose.
Unter den Nebenwerten trieb Knaus Tabbert die Anleger mit einer zurückgezogenen Jahresprognose dagegen in die Flucht. Die Papiere des Wohnmobilherstellers sackten um 5,8 Prozent ab auf ein Tief seit einem Monat. Das Unternehmen kämpft mit Lieferengpässen und muss die Produktion an zwei Standorten vorübergehend stilllegen.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,79 Prozent auf 4048,08 Punkte. Der Pariser Cac 40 büßte 0,6 Prozent ein und der Londoner FTSE 100 0,3 Prozent. In New York stand der Dow Jones Industrial zuletzt mit 0,9 Prozent im Minus.
Der Kurs des Euro rutschte am Donnerstag unter 1,16 US-Dollar auf den tiefsten Stand seit 14 Monaten. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,1576 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1579 (Mittwoch: 1,1654) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8636 (0,8581) Euro.
Am Anleihemarkt verharrte die Umlaufrendite bei minus 0,30 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg leicht um 0,04 Prozent auf 144,41 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,07 Prozent auf 169,88 Punkte.
Ähnliche Beiträge
Die Bahn braucht Milliarden – Wo soll das Geld herkommen?
Weltkriegsbombe nahe Tesla-Werk erfolgreich gesprengt
Bundesregierung will Stromtrassen schneller ausbauen