Überraschend hohe US-Verbraucherpreise haben den deutschen Aktienmarkt am Dienstag spürbar belastet. Der Leitindex Dax verlor 0,92 Prozent auf 16.880,83 Punkte. Der MDax der mittelgroßen Werte sackte sogar um 1,42 Prozent auf 25.724,51 Punkte ab.
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets hatte bereits zuvor gewarnt, dass die Inflationsdaten den Markt deutlich bewegen könnten, da sie ein entscheidender Faktor für die geldpolitische Richtung der US-Notenbank Fed seien. Zwar schwächte sich die Teuerung im Januar ab, aber nur auf 3,1 Prozent statt auf die erwarteten 2,9 Prozent. Die Hoffnungen auf rasche und deutliche Zinssenkungen erhielten mit diesen Daten einen weiteren Schlag. Notenbanker der Fed hatten allerdings zuletzt bereits allzu hochgesteckte Erwartungen mit Verweis auf die ungewisse Inflationsentwicklung gedämpft.
Erst mehr Klarheit über die zukünftigen makroökonomischen Trends sollte der Fed perspektivisch eine Leitzinssenkung ermöglichen, schrieb Tobias Basse von der Landesbank NordLB. Lediglich größere Probleme bei den US-Regionalbanken mögen seiner Auffassung nach aktuell noch eine zügige Verringerung der derzeitigen Zinsspanne von 5,25 bis 5,50 Prozent auslösen können.
Vor diesem Hintergrund gerieten die sehr zinssensiblen Technologiewerte besonders stark unter Druck. So büßten die Aktien des Chipherstellers Infineon am Dax-Ende fünf Prozent ein.
Ungeachtet der trüben Marktstimmung setzten die Rheinmetall-Aktien ihren Rekordlauf fort und stiegen der Dax-Spitze um 4,6 Prozent. CDU-Verteidigungsexperte Roderich Kiesewetter hatte in der «Süddeutschen Zeitung» eine Verdreifachung des Bundeswehr-Sondertopfs auf 300 Milliarden Euro gefordert, um diese konkurrenzfähig zu machen. Ein Sprecher der Unionsfraktion sagte unterdessen der Deutschen Presse-Agentur: «Der Vorschlag von Herrn Kiesewetter ist nicht Meinung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.» Hensoldt wurden dennoch mitgezogen und stiegen als mit Abstand bester MDax-Wert um 5,7 Prozent. Börsenneuling Renk gewann sogar gut 15 Prozent.
Der Anteilschein von Siltronic sackten um vier Prozent ab. Wegen einer anhaltend schwachen Nachfrage erwartet der Waferhersteller einen deutlichen Rückgang des operativen Gewinns, einen stagnierenden Umsatz und eine Verdopplung der Abschreibungen. Ein Händler sprach von einer großen Enttäuschung, da 2024 keine Besserung zu erwarten sei und obendrein die Dividende für 2023 deutlich gekürzt wurde.
Im Nebenwerteindex SDax erholten sich Norma Group etwas mit plus 1,6 Prozent. Das Schlussquartal des Verbindungstechnik-Spezialisten war besser als erwartet ausgefallen. Thyssenkrupp Nucera bauten nach vorgelegten Zahlen ihre Erholungsgewinne vom Vortag aus und stiegen an der Index-Spitze um 4,7 Prozent. Der Elektrolyse-Spezialist war im ersten Geschäftsjahresquartal erneut kräftig gewachsen.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 1,20 Prozent tiefer bei 4689,28 Punkten. Der Pariser Index Cac 40 und der Londoner FTSE 100 verloren jeweils knapp ein Prozent. In New York fiel der Dow Jones Industrial zum Börsenschluss in Europa um mehr als ein Prozent
Der Euro litt unter den US-Inflationsdaten und wurde zuletzt mit 1,0717 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0793 (Montag: 1,0773) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9265 (0,9282) Euro gekostet.
Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei 2,38 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,26 Prozent auf 125,50 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,32 Prozent auf 133,16 Zähler.
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