24. November 2024

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Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Warnstreik

Im festgefahrenen Tarifkonflikt baut die GDL mit dem nächsten Warnstreik weiter Druck auf. Worauf sich die Fahrgäste einstellen müssen - jetzt und im neuen Jahr.

Schon wieder Warnstreik, schon wieder Tausende Zugausfälle: Der Arbeitskampf der Lokführergewerkschaft GDL wird den Bahnverkehr am Freitag heftig treffen. Die Deutsche Bahn rät ihren Kunden, auf nicht notwendige Reisen zu verzichten oder diese zu verschieben. Für den Fernverkehr hat der Konzern einen Notfahrplan erstellt, im Regionalverkehr dürften die Auswirkungen sehr unterschiedlich sein.

Die wichtigsten Informationen zum inzwischen vierten Warnstreik bei der Bahn im laufenden Jahr im Überblick:

Bis wann wird gestreikt?

Der Freitag steht in Sachen Bahnverkehr komplett im Zeichen des Warnstreiks. Bis 22.00 hat die GDL zum Arbeitskampf aufgerufen – kurzum: Damit ist der gesamte Tag auf der Schiene quasi gelaufen. Dafür sollte der Bahnverkehr am Samstag dann recht schnell wieder geordnet anlaufen. Die Bahn hat bereits am Donnerstagabend einige Verbindungen aus dem Fahrplan genommen, damit die Züge für die Zeit nach dem Warnstreik am richtigen Ort stehen und der Neustart leichter vonstatten geht.

Welche Verkehre sind betroffen?

Zur Arbeitsniederlegung aufgerufen sind die Beschäftigten der Deutschen Bahn, einschließlich der S-Bahn-Betriebe in Berlin und Hamburg, sowie der Eisenbahnunternehmen Transdev, AKN und City-Bahn Chemnitz sowie weiterer Unternehmen.

Sowohl im Fern-, im Regional- als auch im Güterverkehr ist daher bundesweit mit erheblichen Beeinträchtigungen zu rechnen. Die Deutsche Bahn will wie beim ersten GDL-Warnstreik des laufenden Jahres wieder rund 20 Prozent des Fernverkehrs aufrechterhalten. In Bayern wird das nach Angaben des Konzerns jedoch nicht möglich sein, weil dort weiterhin die Folgen des starken Schneefalls für Probleme sorgen.

Welche Auswirkungen sind in den weiteren Regionen zu erwarten?

Erfahrungsgemäß sind insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern sowie im Südwesten viele Beschäftigte bei der GDL organisiert. Dort dürfte daher im Regionalverkehr vielerorts so gut wie nichts mehr gehen. «Im Regionalverkehr ist es das Ziel, ein stark reduziertes Angebot zu fahren. In welchem Umfang dies möglich ist, unterscheidet sich regional stark», teilte die Bahn mit.

Wo kann ich mich über meinen Zug informieren?

Ob ein Fern- oder Regionalzug fährt oder nicht, lässt sich über die Bahn-App oder die Internetseite der Bahn einsehen. Der Notfahrplan wurde am Donnerstag in den Systemen hinterlegt. Für individuelle Auskünfte wurde eine Streikhotline eingerichtet (08000 99 66 33).

Was passiert mit meinem Ticket?

Alle Fahrgäste, die ihre für den 7. oder 8. Dezember geplante Reise aufgrund des Streiks verschieben möchten, können ihr Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. «Die Zugbindung ist aufgehoben. Die Fahrkarte gilt dabei für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort auch mit einer geänderten Streckenführung», hieß es.

Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden. Zudem haben Fahrgäste im Rahmen einer Sonderkulanz auch die Möglichkeit, ihre Reise vorzuverlegen und bereits am Donnerstag vor Streikbeginn zu fahren. Fällt der gebuchte Zug aus, ist auch eine komplette Ticketerstattung möglich.

Sind auch weitere Bahnunternehmen vom Warnstreik betroffen?

Außer den genannten Unternehmen, die direkt bestreikt werden, können theoretisch alle anderen Bahnunternehmen ihre Fahrten anbieten. Die GDL vertritt bei der Bahn hauptsächlich Lokführer und das Zugpersonal. Fahrdienstleiter, die den Zugverkehr bundesweit koordinieren, sind zwar ebenfalls zum Warnstreik aufgerufen, bei der GDL aber nicht stark vertreten. Das Schienen-Netz dürfte also in weiten Teilen des Landes grundsätzlich befahrbar sein. Anbieter wie FlixTrain verzeichneten am Donnerstag eigenen Angaben zufolge eine höhere Nachfrage nach Tickets.

Wieso streikt die GDL?

Die Gewerkschaft will in der aktuellen Tarifrunde vor allem eine Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden erkämpfen. Die Bahn lehnt das rigoros ab. GDL-Chef Claus Weselsky erklärte die Verhandlungen daher für gescheitert und kritisierte, dass mit dem bundeseigenen Konzern keine Kompromisse zu finden seien.

Zusätzlich zur Arbeitszeitabsenkung fordert die Gewerkschaft 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie. Die Bahn hatte elf Prozent höhere Entgelte bei einer Laufzeit von 32 Monaten angeboten sowie ebenfalls die Inflationsausgleichsprämie.

Drohen Warnstreiks auch vor und nach Weihnachten?

Nein. Die GDL hat inzwischen klar gesagt, dass der Arbeitskampf in dieser Woche der letzte bis einschließlich 7. Januar 2024 sein werde.

Für die Zeit danach ist aber völlig offen, wie der Tarifkonflikt weitergeht. Die Gewerkschaft will am 19. Dezember das Ergebnis einer Urabstimmung unter den Mitgliedern verkünden. Wenn mehr als 75 Prozent der Abstimmungsteilnehmer für unbefristete Streiks stimmen, dürfte die Gewerkschaft zu deutlich längeren Arbeitskämpfen aufrufen.

Am Verhandlungstisch sind keine Fortschritte in Sicht. Die Fronten zwischen der GDL und der Bahn sind verhärtet, ein Ausweg bisher nicht zu erkennen. Im Januar könnte es also auf der Schiene unruhig sein.

Von Fabian Nitschmann und Matthias Arnold, dpa