VW-Konzernchef Herbert Diess sieht in der neuen Betriebsratsvorsitzenden Daniela Cavallo eine wichtige Partnerin, um Kulturwandel und Diversität zu fördern und den Branchenumbruch auch für die Belegschaft gemeinsam zu steuern.
«Ich finde sehr positiv, was Daniela Cavallo in ihren ersten 100 Tagen schon eingeleitet hat», sagte Diess im Interview der Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX. «Sie wird jetzt sicherlich auch inhaltlich neue Schwerpunkte setzen. Das ist sehr vielversprechend und positiv für unser Unternehmen.»
Die 46-Jährige – seit Mai auch im Präsidium des Aufsichtsrats – hatte zum Antritt ihrer Ämter angekündigt, die Interessen der Beschäftigten entschlossen vertreten zu wollen. Cavallo sprach sich zudem für eine offene Kommunikation und bessere Frauenförderung in Führungsjobs aus.
VW habe sich seit der Dieselkrise stark verändert, meinte Diess im Rückblick auf die nun fast sechs Jahre dauernde Aufarbeitung. Der Konzern hatte ergänzend zu den gerichtlichen Verfahren versucht, die Verantwortlichkeiten um den 2015 aufgeflogenen Abgasbetrug intern aufzuklären. Manche Kritiker sehen für die Zeit vor «Dieselgate» ein Klima reinen Gehorsams und männerbündische Entscheidungsstrukturen als Faktoren, die die Manipulationen mit begünstigt haben könnten.
Diess erklärte, er nehme heute eine «sehr viel bessere Situation» wahr. Der Manager betonte gleichzeitig: «Aber da bleibt viel zu tun. Kulturwandel ist ein Langzeitprojekt. Das Unternehmen ist sehr komplex, ist in vielen Regionen aktiv, hat viele sehr unterschiedliche Markenkulturen.» Deren Weiterentwicklung und Modernisierung sowie ein «Fokus auf Integrität» blieben zentral.
Der Konzernchef, der nach turbulenten Monaten gerade einen neuen Vertrag bis 2025 erhielt, sagte, mit Cavallo gebe es «jetzt auch eine Chance für einen anderen Umgangston miteinander, für eine bessere Dialogkultur». Ihr Vorgänger Bernd Osterloh und Diess waren öfter heftig aneinandergeraten, Streitigkeiten hatten sich hochgeschaukelt.
Jüngst gab es Berichte, VW könnte das Ressort für Regeltreue und gute Unternehmensführung unter der Regie seiner einzigen Vorständin Hiltrud Werner womöglich auflösen. «Das ist eine Diskussion, die im Aufsichtsrat geführt wird», so Diess. «Ich möchte dazu sagen: Wir sind einen guten Schritt vorangekommen, Hiltrud Werner hat das super gemacht. Wir haben das Unternehmen wirklich umgekrempelt – Prozesse, das Hinweisgebersystem, einen Verhaltenskodex verankert mit kontinuierlichen Schulungsprogrammen. Sie hat wirklich einen großen Beitrag geleistet.» Damit sei der Konzern aber noch nicht am Ende: «Volkswagen hat weiter großen Bedarf an kultureller Veränderung.»
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