Ein Jahr nach dem endgültigen Bruch Großbritanniens mit der Europäischen Union sind die deutschen Exporte in das Vereinigte Königreich gegen den allgemeinen Trend weiter gesunken.
Nach ersten vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes wurden im vergangenen Jahr Waren im Wert von 65,4 Milliarden Euro in das Land geliefert. Das waren 2,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Im Corona-Krisenjahr 2020 waren die Ausfuhren «Made in Germany» nach Großbritannien um 15,3 Prozent eingebrochen.
Von Januar bis November 2021 sanken die Exporte nach Großbritannien zum Vorjahreszeitraum um 2,0 Prozent auf 60,5 Milliarden Euro, wie die Wiesbadener Behörde am Freitag weiter mitteilte. Die Importe fielen um 7,7 Prozent auf 29,4 Milliarden Euro. Auf der Liste der Exportländer sackte das Vereinigte Königreich von Rang 5 im Vorjahreszeitraum auf Rang 8 ab. Wichtigste Exportgüter aus Deutschland nach Großbritannien waren in den ersten elf Monaten 2021 Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeugteile mit einem Wert von 14,0 Milliarden Euro (minus 2,1 Prozent zum Vorjahreszeitraum).
Der deutsche Außenhandel insgesamt hatte sich im vergangenen Jahr dagegen von dem Einbruch in der Corona-Krise 2020 erholt. Exporte und Importe zogen deutlich an.
Formal hat das Vereinigte Königreich bereits am 31. Januar 2020 die Europäische Union verlassen, allerdings galt bis zum Jahreswechsel 2020/2021 noch eine Übergangsphase mit weitgehend den gleichen Regeln wie zuvor. Vor gut einem Jahr vollzog sich dann der finale Bruch der Insel mit dem Rest des Kontinents.
Auswirkungen auf EU-Handel
Der Brexit hat sich nach Berechnungen des Münchner Ifo-Instituts auch negativ auf den Handel zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich ausgewirkt. Der Anteil von Großbritannien an den Warenexporten der 27 EU-Mitgliedsstaaten sank demnach von 6,2 Prozent 2019 auf 5,2 Prozent im vergangenen Jahr. Der Anteil an den EU-27-Warenimporten fiel zugleich von 3,9 auf 2,6 Prozent im Jahr 2021.
Ein weiterer Teil der negativen Folgen habe schon vor dem Austritt 2020 stattgefunden, sagte Ifo-Expertin Lisandra Flach. Unternehmen seien verunsichert gewesen und hätten sich an das neue Umfeld nach der Brexit-Volksabstimmung 2016 angepasst. Das Handels- und Kooperationsabkommen zwischen der EU und Großbritannien habe zwar höhere Zölle vermeiden können. Doch Prüfbescheinigungen oder weitere Anforderungen, die den Grenzübertritt zeitaufwendiger und komplizierter machten, trieben nun die Handelskosten hoch.
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