26. November 2024

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Eine Million mehr Haustiere in der Pandemie

Die Heimtierbranche gehörte im Corona-Jahr 2020 zu den Gewinnern der Pandemie. Viele Verbraucher kauften sich Hunde und Katzen. Und sie griffen tief in die Tasche, um sie zu verwöhnen.

Im Corona-Jahr 2020 haben viele Menschen Trost bei Haustieren gesucht.

Die Zahl der Hunde, Katzen oder Wellensittiche und sonstigen tierischen Mitbewohner in deutschen Haushalten stieg innerhalb von zwölf Monaten um fast eine Million auf knapp 35 Millionen, wie der Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) und der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZFF) am Montag mitteilten.

Außerdem verwöhnten die Tierhalter ihre Lieblinge mehr als sonst. Das machte die Heimtierbranche zu einem Gewinner der Pandemie.

«Heimtiere sind für viele Menschen Familienmitglieder, für deren Gesundheit Tierhalter bereit sind, Geld auszugeben», betonte ZFF-Präsident Norbert Holthenrich. Im vergangenen Jahr habe angesichts der Pandemie die Beschäftigung mit Tieren, gesunde Ernährung und Neuanschaffungen für das Zuhause für Mensch und Tier besondere Bedeutung gehabt. «Dies zeigt sich an den gestiegenen Umsätzen bei Belohnungssnacks, an Investitionen in Spielzeug, Gartenteiche oder Tiergehege», erklärte er.

Mit dieser Einschätzung steht er nicht allein. Der Eigentümer der größten deutschen Tierbedarfskette Fressnapf, Torsten Toeller, sagte erst kürzlich: «Die emotionale Beziehung zwischen Mensch und Tier ist in der Krise noch intensiver geworden.» Damit sei auch die Bereitschaft gewachsen, für Hund oder Katze tiefer in die Tasche greifen oder sich erstmals ein Tier anzuschaffen.

Der Verband der Hundehalter (VDH) berichtete bereits Mitte vergangenen Jahres, dass Hundewelpen, Katzen und Kleintiere gefragt seien wie nie. «Unsere Züchter können die Vielzahl der Anfragen nicht mehr bewältigen», sagte VDH-Sprecher Udo Kopernik. Auch IVH-Chef Georg Müller betonte: «Der seit vielen Jahren anhaltende Trend zu Vierbeinern, besonders zu Hunden und Katzen, wurde 2020 sicherlich noch durch die besonderen Homeoffice-Umstände während der Corona-Krise verstärkt.»

In fast der Hälfte (47 Prozent) der deutschen Haushalte haben Hunde, Katzen und Co mittlerweile einen festen Platz. Der Heimtierbranche bescherte all das im vergangenen Jahr einen Wachstumsschub. Ihr Umsatz stieg um gut 5 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro. Allein für Katzenfutter gaben die Verbraucher in Deutschland fast 1,7 Milliarden Euro aus, ein Plus von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hinzu kamen knapp 1,6 Milliarden Euro für Hundefutter. Größter Wachstumstreiber waren dabei die «Snacks», mit denen Hunde- und Katzenbesitzer ihre Lieblinge gerne belohnen.

Fressnapf, Deutschlands Marktführer beim Thema Heimtierbedarf, erzielte im vergangenen Jahr das größte absolute Umsatzwachstum der Firmengeschichte. Und der reine Online-Händler Zooplus hob dreimal im Jahr seine Prognose an und erwartete zuletzt einen Umsatz von rund 1,8 Milliarden Euro.

Das beliebteste Haustier in Deutschland war auch 2020 mit 17,5 Millionen Exemplaren die Katze. Daneben gab es 10,7 Millionen Hunde, 5 Millionen Kleintiere wie Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster oder Mäuse und 3,5 Millionen Ziervögel. Hinzu kamen ungezählte Fische in 1,8 Millionen Aquarien und 1,4 Millionen Gartenteichen, sowie eine unbekannte Anzahl von Reptilien in 1,3 Millionen Terrarien.

So viele Tiere brauchen natürlich auch viel Futter. Das kauften die Verbraucher am liebsten im Lebensmittelhandel. Insgesamt kamen Supermärkte, Discounter und Drogeriemärkte im vergangenen Jahr mit einem Umsatz von rund 2,1 Milliarden Euro auf einen Marktanteil von 61 Prozent. Fachmärkte und der Onlinehandel spielten hier noch eine untergeordnete Rolle.

Ganz anders sah es bei Tierbedarf und Zubehör von der Hundeleine bis zum Kratzbaum aus. Hier dominierte der Fachhandel mit einem Umsatzanteil von 79 Prozent. Allerdings spielt auch bei der Versorgung der Haustiere das Internet eine immer größere Rolle. Der Umsatz mit Heimtierbedarf im Onlinehandel stieg nach Schätzungen der Verbände 2020 um über 16 Prozent auf 822 Millionen Euro.

Von Erich Reimann, dpa