Nach einem schwachen Juli ziehen die deutschen Exporte wieder an. Die Ausfuhren legten im August gegenüber dem Vormonat Juli um 1,6 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Geliefert wurden Waren im Wert von 133,1 Milliarden Euro, das war ein Anstieg von 18,1 Prozent gegenüber August 2021.
Hohe Energiepreise, Probleme in den Lieferketten und die Eintrübung der Weltwirtschaft belasten allerdings den Ausblick. «Das leichte Wachstum der Ausfuhren im August ist nur ein letztes Aufflackern vor einem kalten Exportwinter», sagte Volker Treier vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK).
Deutsche Exporteure seien gezwungen, ihre Kostensteigerungen an die Kunden weiterzugeben. Das gelinge teilweise, berichtete der DIHK-Außenwirtschaftschef. Die in Deutschland besonders ausgeprägten Energiepreissteigerungen gingen zu Lasten der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. «Insgesamt zeichnet sich auch schon für das dritte Quartal im Außenhandel ein Minus ab».
Angeschoben wurden die Ausfuhren im August vor allem vom Geschäft mit den USA. Unternehmen aus Deutschland führten 12,0 Prozent mehr Waren in die größte Volkswirtschaft der Welt aus als im Vormonat Juli. Dabei spielt nach Einschätzung von Ökonomen auch der schwache Euro eine Rolle. Produkte aus Deutschland werden dadurch in Dollar gerechnet in den USA billiger. Das Land ist der wichtigste Einzelmarkt für Waren «Made in Germany». Die Exporte in den ebenfalls bedeutenden chinesischen Markt stiegen um 2,9 Prozent auf 9,2 Milliarden Euro.
Welche Rolle Preiserhöhungen spielen, geht aus den Daten der Wiesbadener Behörde nicht hervor. Es werden keine preisbereinigten Angaben gemacht. Theoretisch könnte der Wert der Exporte auch durch höhere Preise steigen.
Chefvolkswirt der VP Bank: Aussichten trüben sich ein
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, bezeichnete das Exportplus insgesamt als erfreulich. «Es verleiht Hoffnung, dass die deutschen Exporteure im dritten Quartal nochmals mit einem blauen Auge davonkamen.» Die konjunkturellen Aussichten für die Weltwirtschaft trübten sich aber zunehmend ein. «Die deutsche Volkswirtschaft ist mit ihrer exportstarken Industrie den weltwirtschaftlichen Widrigkeiten besonders stark ausgesetzt», sagte Gitzel. Es sei davon auszugehen, dass das Exportgeschäft das Wirtschaftswachstum dämpfen werde.
Die Exporterwartungen der deutschen Wirtschaft waren nach Angaben des Ifo-Instituts im September auf den niedrigsten Wert seit Mai 2020 gesunken.
«Auch wenn die Transportkosten begonnen haben zu sinken und sich die globalen Lieferketten etwas entspannt haben, bleiben die Aussichten für die deutsche Exportbranche bestenfalls gemischt», meinte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski.
Von Januar bis einschließlich August summierten sich die deutschen Ausfuhren auf 1024,9 Milliarden Euro. Das ist trotz der Verwerfungen in Folge des Ukraine-Krieges ein Plus von 14,3 Prozent zum Vorjahreszeitraum.
Noch stärker als die Ausfuhren legten die Importe nach Deutschland im August zu. Sie stiegen gegenüber dem Vormonat um 3,4 Prozent. Innerhalb eines Jahres erhöhten sich die Einfuhren um 33,3 Prozent auf 131,9 Milliarden Euro zu. Dabei spielt auch der Preisanstieg für Öl und Gas eine Rolle. Deutschland ist abhängig von Energieeinfuhren aus dem Ausland.
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