Zweites Verlustjahr in Folge für die Europäische Zentralbank (EZB): Gut 7,9 Milliarden Euro Minus stehen für 2024 unter dem Strich in der Bilanz, wie die Notenbank mit Sitz in Frankfurt mitteilt. Das ist der höchste Verlust in der mehr als 25-jährigen Geschichte der EZB. Im Jahr 2023 hatte die Notenbank ihren Verlust dank der Auflösung milliardenschwerer Rückstellungen noch auf rund 1,3 Milliarden Euro drücken können.
Die roten Zahlen haben auch für die nationalen Zentralbanken Folgen: Die übliche Gewinnausschüttung der EZB – unter anderem an die Deutsche Bundesbank – fällt erneut aus.
Die Bundesbank legt am Dienstag (25.2.) ihren Geschäftsbericht vor. Im Geschäftsjahr 2023 war die Bundesbank dank dicker Puffer für schlechte Zeiten gerade noch an einem Verlust vorbeigeschrammt. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hatte deutlich gemacht, dass er damit rechnet, dass die Gewinnausschüttung an den Bund für «längere Zeit» ausfallen wird.
EZB: Künftige Verluste voraussichtlich nicht mehr so groß
Auch die EZB schließt weitere Verlustjahre nicht aus. «Sollte dies der Fall sein, werden diese Verluste voraussichtlich geringer ausfallen als in den Jahren 2023 und 2024. Danach wird die EZB voraussichtlich wieder Gewinne erwirtschaften.»
Die Notenbank betonte, die vorübergehenden Verlust seien eine Folge notwendiger geldpolitischer Entscheidungen. Die EZB könne gleichwohl effizient arbeiten und ihre Hauptaufgabe erfüllen: für Preisstabilität im Währungsraum der 20 Euroländer zu sorgen.
Auswirkungen der Zinspolitik
Beginnend im Sommer 2022 hatte die EZB die Zinsen rasant erhöht, um die hohe Inflation in den Griff zu bekommen. Inzwischen ist die Teuerungsrate von Rekordständen wieder weit entfernt, daher hat die EZB die Leitzinsen im Euroraum wieder gesenkt.
Höhere Zinsen an den Finanzmärkten führten zu steigenden Zinsausgaben aufseiten der Notenbanken, mit denen die Zinseinnahmen nicht Schritt hielten. Zugleich verloren gehaltene Wertpapiere rechnerisch an Wert. Die Zinsausgaben der EZB beliefen sich im vergangenen Jahr auf 6,98 (Vorjahr: 7,19) Milliarden Euro. Die Wertberichtigungen bezifferte die EZB auf 269 (38) Millionen Euro.
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