Die umstrittene Sponsorenbeziehung zwischen dem FC Bayern München und Qatar Airways ist zu Ende.
Fünf Jahre lang machte der deutsche Fußball-Rekordmeister für die Fluglinie aus Katar Werbung und kassierte im Rahmen dieser Partnerschaft viele Millionen – aber auch reichlich Kritik. Dass der in dieser Woche auslaufende Vertrag nicht verlängert wird, teilten der FC Bayern und das Unternehmen aus dem WM-Gastgeberland von 2022 nun mit.
Der Serienmeister muss sich nach dem Ende der lukrativen Zusammenarbeit mit einem Platin-Partner – spekuliert wurde über jährliche Zahlungen von bis zu 25 Millionen Euro – um neue Einnahmen kümmern. Auf der anderen Seite ist der Verein ein großes Reizthema los. Grund für wiederholte Kritik war die umstrittene Menschenrechtssituation in Katar. Die Regierung des Emirats weist die Vorwürfe zu großen Teilen zurück.
Immer wieder äußerten Fans während der Spiele in der Allianz Arena mit Plakaten ihren Unmut über die Partnerschaft zwischen ihrem Verein und dem Unternehmen aus dem Emirat, bei den Jahreshauptversammlungen ging es deswegen hoch her. Der Konflikt eskalierte beim Mitgliedertreffen 2021, als es Tumulte gab. Ehrenpräsident Uli Hoeneß sprach sogar von der «schlimmsten Veranstaltung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe». Nach dem Ende der Sponsorenbeziehung fielen die ersten Reaktionen aus Mitgliederkreisen positiv aus.
Kritiker zufrieden
Ein großer und durch seine Auftritte bei Jahreshauptversammlungen öffentlich wahrgenommener Kritiker ist Michael Ott. Der 30 Jahre alte Anwalt begrüßte das Ende der Zusammenarbeit. «Das zeigt mir, dass Fans einen Einfluss haben können, wenn sie ihre Mittel zu nutzen wissen. Das ist ein wunderbares Zeichen für den Sport, den FC Bayern und uns Fans», sagte Ott der Deutschen Presse-Agentur. «Ich freue mich sehr, auch wenn es jetzt unerwartet kam. Die Zeichen in den letzten Tagen und Wochen haben eher etwas anderes gesagt.» Präsident Herbert Hainer hatte zuletzt gesagt, dass man sich in Gesprächen befinde.
Ott hatte auf der turbulenten Jahreshauptversammlung des FC Bayern im Herbst 2021 einen Spontanantrag einbringen wollen, um da über das Sponsoring der Münchner mit der Fluglinie Qatar Airways abstimmen zu lassen. Dazu kam es bei der denkwürdigen Versammlung aber nicht. Bei der Versammlung 2022 hatte er sich wieder zu Wort gemeldet, war später von Hoeneß verbal attackiert worden.
Auch die Fanvereinigung Club Nr. 12 hob nun die Chance zur Mitbestimmung aus der Kurve hervor. «Entgegen der oft geäußerten Meinung, dass Kritik und Stellungnahmen von Fans nichts bringen würden, zeigt die Diskussion um den Sponsor gut, dass man etwas erreichen kann, wenn Fans und Mitglieder von Vereinen deutlich ihre Meinung artikulieren, aber auch das direkte Gespräch mit dem Verein suchen», sagte Sprecher Alexander Salzweger zu Spox und Goal. «Es ist heute kein Tag für Triumph-Geheule, sondern einfach ein guter Tag für den FC Bayern und seine Fans.»
Eine Zusammenarbeit zwischen dem FC Bayern und Katar besteht schon lange. Seit 2011 reisen die Münchner nach Doha ins Wintertrainingslager, später ging man eine Partnerschaft mit dem Hamad International Airport ein. Die Fluglinie wurde dann 2018 Sponsor, ihr Schriftzug war bisher auf dem Ärmel des Trikots zu sehen. Bei der Vorstellung der neuen Spielkleidung im vergangenen Monat fehlte das Airline-Logo bereits. Der Verein führte seinerzeit mit dem Unternehmen Gespräche und prüfte dabei, ob er eine weitere Zusammenarbeit hinbekommt, die sowohl den wirtschaftlichen Zielen als auch der gesellschaftlichen Verantwortung gerecht wird.
«Der FC Bayern München und Qatar Airways haben erfolgreich zusammengearbeitet und voneinander gelernt», sagte der neue Münchner Vorstandschef Jan-Christian Dreesen in der Mitteilung vom Mittwoch. Dort wurde darauf hingewiesen, dass die Zusammenarbeit einvernehmlich ende.
Ärmel-Sponsor offen
«Die Verbindungen, die der FC Bayern durch Qatar Airways mit seinen Fans in der arabischen Welt knüpfen konnte, werden bleiben. Beide Partner haben aktiv einen Austausch zwischen den Kulturen gefördert», hieß es in der Mitteilung. «Es war immer das Ziel des FC Bayern und von Qatar Airways, Menschen durch Fußball zu verbinden, auch durch Frauenfußball. Durch vertrauensvollen, offenen Austausch sind Freundschaften entstanden, die weiter bestehen werden.»
Die Münchner müssen jetzt nicht nur klären, wer künftig der Ärmelsponsor ist. Auch die Fragen, mit welcher Fluglinie das Ensemble reist und ob es für die Stars künftig im Winter weiter nach Doha geht, sind offen. «Es wäre begrüßenswert, wenn der Verein den begonnenen Dialog in Katar im Rahmen der Trainingslager des Männer- und Frauenteams fortführt mit Aktionen vor Ort», sagte Ott.
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