Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) nimmt trotz neuer konjunktureller Risiken durch steigende Corona-Infektionen vorerst keine größeren Änderungen an ihrer bereits ultralockeren Geldpolitik vor.
Der Leitzins bleibt in der extrem niedrigen Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent und die milliardenschweren Wertpapierkäufe zur Stützung der Konjunktur gehen weiter, wie die Fed am Mittwoch mitteilte. Die Notenbank kündigte aber an, das Anleihekaufprogramm fortzusetzen, bis am US-Arbeitsmarkt Vollbeschäftigung herrscht. Damit signalisierte die Fed längere Krisenhilfe als bislang. Mit einer Anhebung des Leitzinses wird ohnehin nicht vor 2023 gerechnet.
Zuletzt hatte sich der Jobaufbau in den Vereinigten Staaten wieder deutlich abgeschwächt, der künftige US-Präsident Joe Biden sprach von «einer der schlimmsten Wirtschafts- und Job-Krisen der neueren Geschichte». Dennoch hatten die meisten Experten nicht mit gravierenden Kursänderungen der Fed gerechnet. Die Notenbank hatte bereits mit verschiedenen drastischen Maßnahmen auf die Corona-Krise reagiert und wiederholt deutlich gemacht, dass sie zunächst die Finanzpolitik bei weiteren Konjunkturhilfen in der Pflicht sieht.
Jetzt gibt die Fed immerhin das Versprechen ab, ihre Anleihekäufe im monatlichen Volumen von 120 Milliarden Dollar (99 Mrd Euro) erst wieder einzustellen, wenn sich die Lage am Arbeitsmarkt stark verbessert hat. Durch das Anleihekaufprogramm pumpt die Fed eine Schwemme von Zentralbankgeld in den Finanzmarkt, dadurch soll das Zinsniveau zusätzlich niedrig gehalten und das Wirtschaftswachstum angetrieben werden. Im November waren in den USA lediglich 245.000 neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft entstanden – der geringste Zuwachs seit dem historischen Einbruch des Arbeitsmarkts im April.
«Die US-Notenbanker bleiben auch zum Jahresausklang 2020 auf ihrem ultra-expansiven Kurs und stellen zudem auf absehbare Zeit weiterhin keine Änderung in Aussicht», kommentierte Chefvolkswirt Uwe Burkert von der Landesbank Baden-Württemberg die Fed-Beschlüsse. Für die Leitzinsen habe diese Perspektive bereits gegolten, nun sei sie auch für das Anleihekaufprogramm stärker festgezurrt worden. Angesichts der weiter schwierigen Pandemie-Lage in den USA dürften die Konjunkturhilfen über Anleihekäufe der Fed nach Einschätzung von Burkert noch bis mindestens Ende des kommenden Jahres anhalten.
Die Notenbank hatte bereits im Frühjahr mit einer beispiellosen Lockerung ihrer Geldpolitik auf die Corona-Krise reagiert. So wurden der Leitzins auf quasi Null gesenkt, massiv Anleihen gekauft und auch Kreditprogramme für die Wirtschaft aufgelegt. Nach einem heftigen Konjunktureinbruch konnte sich die größte Volkswirtschaft der Welt in den Sommermonaten stark erholen. Doch der zuletzt wieder deutliche Anstieg bei den Corona-Neuinfektionen bedroht den Aufholtrend, dadurch hatte auch der Druck auf die Notenbank wieder zugenommen.
Zwar stieg zuletzt die Hoffnung, dass sich die Corona-Krise durch Impfungen in den Griff bekommen lässt. Doch bis dahin dürfte es noch dauern, und gerade die Wintermonate mit drohenden neuen Lockdowns gelten als große Herausforderung und wirtschaftliches Risiko. Handlungsbedarf sah Notenbankchef Jerome Powell bislang indes vor allem beim US-Kongress. Bislang konnten sich die großen US-Parteien aber nicht auf ein neues Konjunkturprogramm verständigen. Zuletzt stieg die Hoffnung zwar wieder, eine Einigung ist aber ungewiss.
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