Im Zwist um EU-Pläne für ein Verbot der Grundschleppnetzfischerei in Schutzgebieten stärkt Bundesfischereiminister Cem Özdemir Krabbenfischern den Rücken. «Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass die Krabbenfischerei schonender für den Meeresboden ist als andere Grundschleppnetzfischereien», sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.
Mit dem Vorhaben auf EU-Ebene erhöht sich der Druck auf die deutsche Fischerei weiter. Diese hatte in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Problemen zu kämpfen. So dürfen etwa vor allem für Ostseefischer besonders wichtige Heringsbestände inzwischen kaum noch gefangen werden. Überfischung, Nährstoff-Einträge vor allem aus der Landwirtschaft und der Klimawandel machen dem Bestand zu schaffen. Durch die restriktiven Fangvorgaben ist die deutsche Ostseefischerei in eine Krise geraten.
Özdemir: «Pauschale Verbote führen in Sackgasse»
So weit muss es für deutsche Krabbenfischer nicht kommen. Özdemir macht sich gegen ein generelles Verbot der Grundschleppnetze stark. Denn die vergleichsweise leichten Netze der Krabbenfischer würden auf feinerem Untergrund eingesetzt, so dass sich der Meeresboden und die dort vorkommenden Arten schneller erholten als beispielsweise in der Fischerei auf Plattfische. «Pauschale Verbote führen in eine Sackgasse, aus der die Krabbenfischer nicht wieder rauskommen», betonte Özdemir. Die Umweltauswirkungen der unterschiedlichen Fischereien müssten differenziert betrachten werden, so der 57-Jährige.
Die EU-Kommission hatte kürzlich einen Aktionsplan für eine nachhaltigere Fischerei vorgelegt. Demnach soll die Fischerei mit Grundschleppnetzen – also Netzen, die den Meeresgrund berühren – in Schutzgebieten spätestens 2030 unzulässig sein. Erste Maßnahmen sollen demnach bereits bis Ende März 2024 feststehen. Dagegen formierte sich großer Widerstand in Deutschland. Dabei sind die Vorschläge der EU-Kommission keine neuen Gesetzesvorhaben. Die Kommission betonte auf Nachfrage: «Es gibt kein automatisches oder vollständiges Verbot der Grundfischerei, das im März 2024 in Kraft treten würde.»
Hoffnungsschimmer an der Ostsee
Mit Blick auf die Ostsee gibt es aber auch einen Hoffnungsschimmer für Fischermänner und -frauen. Der Bestand des Herings hat einem Experten zufolge die Talsohle durchschritten. Das zeigten Daten für das zurückliegende Jahr, auf deren Basis Empfehlungen für die EU-Kommission erarbeitet würden, sagte der Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock, Christopher Zimmermann, der dpa. Für eine Aufhebung des mit Ausnahmen geltenden Fangverbots für Hering der westlichen Ostsee sei es aber noch zu früh.
Von einer Erholung des Bestands könne man noch nicht sprechen. Aber wenn sich die Entwicklung fortsetze, könnten auch wieder Fangmengen über die derzeit geltenden Ausnahmen hinaus freigegeben werden. Eine Prognose, wann es so weit sein werde, sei schwierig, möglicherweise in fünf bis sieben Jahren.
Klar ist aber auch: Damit Fischerei künftig in größerem Maßstab auch nachhaltig möglich ist, müssen sich die Meere erholen. Deswegen sind sich Kommission und Agrarminister Özdemir auch einig, dass sie besser geschützt werden sollen. «Nord- und Ostsee sind in schlechtem Umweltzustand – da gibt es kein Vertun», sagte Özdemir der dpa. Bemühungen für eine nachhaltige Fischerei müssten verstärkt werden, dazu gehörten auch umweltfreundlichere Regeln für Grundschleppnetze. Die Kommission betonte: «Viele Fischer sind auf einen intakten Meeresboden angewiesen, der sich aber leider in ganz Europa weiter verschlechtert.»
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