21. November 2024

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Flutkatastrophe könnte für Versicherer noch teurer werden

Die versicherten Schäden der Hochwasserkatastrophe im Sommer sind hoch. Das hat nun Folgen auch bei den Rückversicherern.

Die Flutkatastrophe in Deutschland könnte die Versicherungsbranche noch deutlich teurer zu stehen kommen als gedacht.

Nach den ersten Sondierungen beim Branchentreffen in Baden-Baden könne man «davon ausgehen, dass der Schaden eher an 10 Milliarden als an 9 Milliarden Euro herankommt», sagte der Deutschlandchef des weltweit drittgrößten Rückversicherers Hannover Rück, Michael Pickel, am Montag in Baden-Baden. Das Unternehmen und seine größere Konkurrentin Munich Re erwarten, dass die Preise für Rückversicherungsschutz zum Jahreswechsel steigen.

Der deutsche Versichererverband GDV hatte seine Prognose für die Schäden durch Tief «Bernd» zuletzt auf rund 7 Milliarden Euro angehoben. Die Munich Re sprach am Montag von mindestens 7 Milliarden Euro. Man habe die bisherigen Schätzungen noch nicht angepasst, sagte Vorstandsmitglied Doris Höpke in einer Videokonferenz. Allerdings gehen die Rückversicherer davon aus, dass die gestiegenen Preise für Baumaterial den Wiederaufbau zerstörter Häuser in den Überschwemmungsgebieten verteuern.

Schäden in Milliardenhöhe

Nur ein Bruchteil der tatsächlichen Schäden ist versichert. Die Munich Re schätzt die wirtschaftlichen Gesamtschäden in Europa auf 46 Milliarden Euro, davon 33 Milliarden Euro in Deutschland. Der deutsche Staat hat deshalb einen milliardenschweren Hilfsfonds aufgelegt. Die Katastrophe hatte im Juli Deutschland und mehrere Nachbarländer getroffen.

Pickel erklärte seine erhöhte Schadenprognose auch mit der enormen Wucht der Wassermassen, die nach dem Starkregen vor allem durch Gebiete im nördlichen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen geschossen waren. Die Versicherer hätten ihren ersten Berechnungen die normalen Durchschnittsschäden von Flutereignissen zugrunde gelegt.

Inzwischen sei aber klar, dass die Schäden an Autos deutlich höher lägen als üblich. Beim Hausrat beschädigter Häuser sei oft nichts mehr zu retten. Und bei vielen Häusern zeige sich erst nach und nach, ob sie noch zu reparieren seien oder abgerissen werden müssten.

Prämienerhöhungen nötig

«Das Jahr 2021 wird nach den schrecklichen Unwetterkatastrophen im Juni und Juli eines der schadenträchtigsten Jahre im deutschen Markt werden», sagte Pickel. Munich-Re-Managerin Höpke hält Prämienerhöhungen jetzt vor allem in solchen Regionen für nötig, in denen Naturkatastrophen erstmals seit langer Zeit schwere Schäden angerichtet hätten.

Die Rückversicherungsbranche trifft sich regelmäßig im Oktober in Baden-Baden, um mit ihren Kunden die Konditionen für das folgende Jahr auszuloten. Wegen der Corona-Pandemie finden die Beratungen in diesem Jahr zum Teil erneut online statt.

Weil die Inflationsrate allgemein gestiegen ist, rechnen die Rückversicherer auch allgemein mit teureren Schäden. Deshalb wollen sie bei der Vertragserneuerung mit Erstversicherern wie Allianz und Axa zum Jahreswechsel an der Preisschraube drehen.

Höheres Risikobewusstsein nötig

Munich-Re-Managerin Höpke forderte unterdessen ein breiteres Risikobewusstsein in Politik und Bevölkerung: «Krisenmanagement darf nicht vernachlässigt werden, auch wenn es jahrelang keine solchen Katastrophen gegeben hat.» So müsse der Staat in schützende Infrastruktur investieren, um die Schäden durch künftige Katastrophen zu begrenzen und Menschenleben zu schützen.

Unterdessen werden die deutschen Kfz-Versicherer nach Einschätzung der Hannover Rück an der Preisschraube drehen. Für 2022 gehe er in der Kasko-Versicherung von einer Tariferhöhung im mittleren einstelligen Prozentbereich aus, sagte der zuständige Bereichsleiter bei der Hannover-Rück-Tochter E+S Rück, Stefan Schmuttermair. In der Kfz-Haftpflicht sei der Trend noch nicht klar. Dabei dürften Unternehmen Neukunden eher mit leichten Preissenkungen locken, während Bestandskunden eher Tariferhöhungen zu erwarten hätten.

Als größter Kfz-Rückversicherer in Deutschland hat die Hannover Rück einen guten Einblick in die Preisgestaltung deutscher Versicherungsunternehmen. Im Gegensatz zu Preisvergleichsportalen wie Check24 und Verivox kann sie daher auch die Beitragsentwicklung für diejenigen Autobesitzer einschätzen, die ihrem Versicherer treu bleiben.