Der Gesundheitskonzern Fresenius wird die Folgen der Pandemie so schnell nicht los. Während es in den Kliniken wieder aufwärtsgeht, bremste die Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) mit einem Gewinneinbruch die Erholung des Mutterkonzerns im vergangenen Jahr aus.
Auch 2022 werde Corona noch spürbare Belastungen bringen, teilte Fresenius in Bad Homburg mit. Während der begonnene Sparkurs Früchte trägt, kann sich Fresenius-Chef Stephan Sturm im Fall großer Übernahmen neue Geldquellen vorstellen. Er schließt auch eine neue Konzernstruktur nicht mehr aus – inklusive des Verkaufs oder Börsengangs von Sparten.
Sturm sprach bei der Vorlage der Zahlen für 2021 von einem «herausfordernden und dennoch erfolgreichen Jahr». Der Konzern habe im vierten Quartal einen ordentlichen Endspurt hingelegt und komme bei der Umsetzung seines Spar- und Effizienzprogramms schneller voran als geplant. Sturm rechnet mit weiteren Belastungen durch die Pandemie, erwartet aber, dass die Zahl der Corona-Fälle ab dem Frühjahr sinkt und damit die Zahl der planbaren Behandlungen steigt.
Umsatz und Ergebnis steigen
Der Umsatz von Fresenius wuchs im vergangenen Jahr um 3 Prozent auf 37,5 Milliarden Euro. Das bereinigte Konzernergebnis kletterte um 4 Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Euro. Dem Blutwäschespezialisten FMC hingegen machte die hohe Sterblichkeit seiner Patienten in der Pandemie zu schaffen. Ebenso stiegen die Kosten. Bei leicht sinkendem Umsatz von 17,6 Milliarden Euro brach der Konzerngewinn um 25 Prozent auf gut eine Milliarde Euro ein. Trotz der Belastungen strebe der Konzern in diesem Jahr eine Rückkehr zu Gewinnwachstum an, sagte FMC-Chef Rice Powell.
Im vierten Quartal profitierte Fresenius, Deutschlands größter Krankenhausbetreiber, immerhin von guten Geschäften. Die rund 90 Helios-Kliniken in Deutschland registrierten steigende Patientenzahlen. Zudem machte sich die Übernahme neuer Häuser bemerkbar. Die Flüssigmedizintochter Kabi verzeichnete eine hohe Nachfrage nach Produkten für Corona-Patienten. Bei der Projekt- und Dienstleistungsfirma Vamed hielt die Erholung ebenfalls an. Und bei FMC sank zum Jahresende die Übersterblichkeit bei Dialysepatienten.
Fresenius und die ebenfalls im Dax notierte FMC stehen an der Börse seit langem unter Druck. Mehrere Gewinnwarnungen verschreckten Investoren. Zudem belasten die Folgen der Pandemie: Die Angst vor einer Infektion hielt viele Menschen von einem Klinikbesuch ab. Nicht zwingende medizinische Eingriffe wurden oft verschoben. Zugleich starben viele Dialysepatienten bei FMC an Corona, und die Kosten etwa für Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen stiegen stark. Auf Sicht von fünf Jahren haben Fresenius-Aktien gut die Hälfte an Wert verloren. Am Dienstagmittag gaben sie um mehr als sechs Prozent nach.
Einstieg externer Investoren?
Vorstandschef Sturm ist angesichts des Drucks auf den Konzern nun bereit, für mögliche Großübernahmen insbesondere bei der Kliniktochter Helios und der Dienstleistungssparte Vamed externe Investoren ins Boot zu holen. Sturm sagte, Fresenius bleibe ein «diversifizierter Gesundheitskonzern», dessen Größe und Stabilität Vorteile habe.
Zugleich schloss er Schritte wie einen Verkauf von FMC, an der Fresenius knapp ein Drittel der Aktien hält, nicht aus. Ebenso denkbar seien Börsengänge der Kliniksparte Helios und der Projekttochter Vamed. Schon vergangenes Jahr hatte Sturm eine Überprüfung der Konzernstruktur ins Spiel gebracht, um den Aktienkurs zu steigern. An der Börse sind spezialisierte Konzerne in Mode.
Sparkurs geht weiter
Derweil will Fresenius die Kosten weiter drücken. Der Konzern peilt bis 2023 jährliche Einsparungen von mindestens 150 Millionen Euro an, statt wie geplant über 100 Millionen. Die Einsparungen sollen aus allen Bereichen kommen. Die Dividende will Fresenius erneut steigern und Aktionäre vor die Wahl zwischen Bar-Ausschüttung und dem Bezug von Aktien stellen. Daran will sich die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung, die gut ein Viertel an Fresenius hält, in vollem Umfang beteiligen.
FMC hat bereits den Abbau von weltweit 5000 Jobs angekündet. Mit der Konzentration auf zwei globale Segmente will der Konzern mit seinen weltweit mehr als 4100 Dialysekliniken Doppelstrukturen abschaffen und die jährlichen Kosten bis 2025 um 500 Millionen Euro senken. In den kommenden Jahren sollen auch 500 bis 750 Stellen in Deutschland entfallen. Eine Einigung mit Arbeitnehmervertretern steht noch aus.
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