21. November 2024

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Gehälter in Ostdeutschland weiterhin niedriger als im Westen

Auch wenn eine leichte Annäherung zu beobachten ist, gibt es nach einer Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung immer noch große Unterschiede im Einkommen zwischen Ost- und Westdeutschland.

Mehr als drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung verdienen die Menschen in Ostdeutschland noch immer deutlich weniger als im Westen. Wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht, liegen die Löhne und Gehälter der Beschäftigten im Osten 13,7 Prozent niedriger als im Westen.

Bei einer Erhebung im Jahr 2019 hatte der Wert noch bei 16,9 Prozent gelegen. Die Differenz deute darauf hin, dass man sich nur langsam in die richtige Richtung bewege und die Entgelt-Kluft zwischen Ost und West schwächer werde, sagte Malte Lübker vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Böckler-Stiftung. Die Werte lägen allerdings so nah beieinander, dass der Unterschied auch auf statistische Unschärfen zurückzuführen sein könnte.

Das Vorgehen der Experten

Für den Vergleich werteten die Experten der gewerkschaftsnahen Stiftung Einträge auf der Webseite lohnspiegel.de aus, die Beschäftigte dort seit Anfang 2020 gemacht hatten.

Das im Kalten Krieg geteilte Berlin ließen die Statistiker für die Berechnung der Ost-West-Differenz außen vor, es wurden hierfür also die fünf ostdeutschen Flächenländer und die 10 westdeutschen Bundesländer gegenübergestellt. 160.000 Einträge waren aus dem Westen und 20.000 aus dem Osten (ohne Berlin).

Große Unterschiede in derselben Branche

Den Angaben zufolge war der Entgeltunterschied besonders bei den Ingenieuren groß. So verdiente zum Beispiel ein Maschinenbauingenieur, der 10 Jahre Berufserfahrung hat, im Osten pro Monat im Schnitt 1030 Euro weniger als sein Berufskollege im Westen, das ist ein Unterschied von 19 Prozent.

In anderen Berufen war die Kluft ebenfalls groß. Ein Callcenter-Agent bekam im Osten 370 Euro weniger als im Westen, das waren 15,3 Prozent. Im Einzelhandel waren die Unterschiede weniger stark ausgeprägt, hier errechnete das WSI eine Differenz von 5,4 Prozent (120 Euro pro Monat) für Verkäuferinnen und Verkäufer.

WSI-Experte Lübker erklärte die Unterschiede auch damit, dass in Westdeutschland deutlich mehr Betriebe an Tarifverträge gebunden sind als in Ostdeutschland. «Der Weg zu fairen Löhnen für alle ostdeutschen Beschäftigten führt deshalb über eine Stärkung der Tarifbindung.»