24. November 2024

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«Gibt keinen schmerzlosen Weg»: Fed erhöht Leitzins erneut

Höhere Leitzinsen helfen, die Inflationsrate zu senken. In den USA ist das dringend notwendig. Die Fed macht klar, dass sie daher weiter an der Zinsschraube drehen wird.

Die US-Notenbank setzt ihren energischen Kampf gegen die hohe Inflation fort und dreht erneut kräftig an der Zinsschraube: Sie erhöht ihren Leitzins zum dritten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte, wie die Federal Reserve (Fed) mitteilte.

Damit liegt er nun in der Spanne von 3 bis 3,25 Prozent, der höchste Stand seit 14 Jahren. Mit der strengen Geldpolitik wächst das Risiko, dass die Zentralbank die Wirtschaft bald so stark ausbremst, dass Arbeitsmarkt und Konjunktur abgewürgt werden. «Ich wünschte, es gebe einen schmerzlosen Weg», sagte Fed-Chef Jerome Powell. «Den gibt es nicht.»

Der neuerliche Schritt war zwar erwartet worden – ist aber dennoch beachtlich. Gewöhnlich zieht es die Fed vor, den Leitzins in Schritten von 0,25 Prozentpunkten anzuheben. Bereits im Juni und Juli hatte die Fed den Leitzins um jeweils 0,75 Prozentpunkte angehoben. Manche Analysten hatten aufgrund jüngster Daten zur anhaltend hohen Teuerungsrate in den vergangenen Tagen sogar gemutmaßt, dass die Fed die Märkte mit einer Erhöhung um einen Prozentpunkt überraschen könnte. Powell machte deutlich, dass weitere hohe Zinserhöhungen anstehen. Das zeigen auch die Prognosen der Zentralbank.

Im Juni rechneten die Entscheider der Fed zum Jahresende im Mittel noch mit einem Leitzins von 3,4 Prozent. Nun gehen sie von 4,4 Prozent in diesem Jahr und 4,6 Prozent im kommenden Jahr aus. Die Fed sagt außerdem in diesem Jahr ein deutlich geringeres Wirtschaftswachstum voraus als noch vor drei Monaten angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft soll demnach nur noch um 0,2 Prozent wachsen. Fed-Chef Powell machte deutlich, einen Wachstumsrückgang im Kampf gegen die Inflation in Kauf zu nehmen.

Die US-Notenbank rechnet im laufenden Jahr auch mit einer etwas höheren Inflationsrate als zuvor angenommen. Zuletzt war die Enttäuschung darüber groß, dass die Dynamik des Preisanstiegs im August weniger als erwartet nachließ. Zwar hatte sich die Jahresinflationsrate von 8,5 Prozent im Vormonat auf 8,3 Prozent abgeschwächt. Analysten hatten jedoch im Schnitt mit einem stärkeren Rückgang gerechnet. All diese Daten setzen die Fed sehr unter Druck.

Besondere Sorge bereitet Fed-Chef Powell der Arbeitsmarkt. Er sei weiterhin nicht «im Gleichgewicht, da die Nachfrage nach Arbeitskräften das Angebot an verfügbaren Arbeitskräften deutlich übersteigt». Die Fed prognostiziert einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosenquote für das kommende Jahr – nach der Juni-Prognose von 3,9 Prozent wird nun eine Arbeitslosenquote von 4,4 erwartet. «Wir werden nie sagen, dass es zu viele Menschen gibt, die arbeiten», so Powell. Aber der Arbeitsmarkt sei überhitzt. Zentral sei es, die Inflation zu senken.

Insgesamt ist es die fünfte Anhebung des Leitzinses der Fed in diesem Jahr. Die US-Notenbank ist den Zielen der Preisstabilität und Vollbeschäftigung verpflichtet. Erhöhungen des Leitzinses durch die Notenbank verteuern Kredite und bremsen die Nachfrage. Das hilft dabei, die Inflationsrate zu senken, schwächt aber auch das Wirtschaftswachstum, da sich etwa Kredite verteuern. All das ist nicht ohne Risiko – auch der Arbeitsmarkt wird geschwächt. Ziel der Fed ist es daher, nur so weit an der Zinsschraube zu drehen, dass die Wirtschaft nicht kippt und in eine Rezession fällt.

Ob die USA bereits in eine Rezession hineingeschlittert sind, ist umstritten. Die US-Wirtschaft ist im Frühling erneut geschrumpft, wie Daten von Ende Juli zeigen. Da die Wirtschaft bereits im Winter geschrumpft war, ist nun die Definition einer sogenannten technischen Rezession erfüllt. Die US-Regierung hatte die Daten heruntergespielt und darauf gepocht, dass die Lage am Arbeitsmarkt gut sei. Auch Ökonominnen und Ökonomen hatten betont, dass man die Zahlen mit Vorsicht genießen müsse. «Wir wissen nicht, ob dieser Prozess zu einer Rezession führen wird und wenn ja, wie stark diese Rezession ausfallen würde», sagte Powell nun mit Blick auf die Zinserhöhungen.

Powells aggressive Zinspolitik wird nun bereits mit der des legendären Fed-Chefs Paul Volcker verglichen. Volcker hob den Leitzins in den 1970er und 80er Jahren drastisch an – er stieg zeitweise auf um die 20 Prozent. Auch damals hatten die USA mit enormer Inflation zu kämpfen. Die Folge der Zinsanhebungen waren jedoch Arbeitslosigkeit und ein Einbruch des Wirtschaftswachstums. Powell ist von einem derart hohen Leitzins noch weit entfernt. Das Tempo, das er nun aber im Kampf gegen die Inflation vorlegt, ist aber außergewöhnlich.