Der Handel mit Aktien des hoch verschuldeten chinesischen Immobilienriesen Evergrande und seiner Hausverwaltung an der Börse in Hongkong ist am Montag ausgesetzt worden.
Hintergrund sind Spekulationen über einen Einstieg eines anderen großen chinesischen Konzerns in die Immobilienverwaltung Evergrande Property Services. Eine solche Beteiligung könnte kurzfristig die Liquiditätskrise von Evergrande mildern und der erste Schritt in Richtung einer notwendigen Umstrukturierung des Konzerns werden.
Wie der chinesische Online-Nachrichtendienst Cailian unter Hinweis auf informierte Kreise berichtete, will der Immobilienkonzern Hopson Development Holdings mit 51 Prozent eine Mehrheit an dem Gebäudeverwaltungs-Arm übernehmen. Der Gesamtwert der Evergrande Property Services wurde mit mehr als 40 Milliarden Hongkong-Dollar (umgerechnet 4,4 Milliarden Euro) angegeben. Der Cailian-Dienst gehört zur staatlichen chinesischen Zeitung «Securities Times».
Es gab zunächst keine Bestätigung der Unternehmen für den Bericht. Doch wurden die Aktien von Hopson am Montag ähnlich wie die von Evergrande Group (EVG) und Evergrande Property Services vom Handel ausgesetzt. Es wurde die Ankündigung «einer großen Transaktion» in Aussicht gestellt, wie die Finanzagentur Bloomberg berichtete.
Aktienkurs fiel 2021 um rund 80 Prozent
Es war das erste Mal in der jüngsten Krise des mit mehr als 300 Milliarden US-Dollar (258 Milliarden Euro) verschuldeten Unternehmens, dass der Handel mit seinen Aktien ausgesetzt wurde. Vor dem Hintergrund seiner Zahlungsschwierigkeiten sind die Aktien der Evergrande Group in diesem Jahr um rund 80 Prozent gefallen.
Der Immobilienkonzern Hopson gehört mehrheitlich der Milliardärsfamilie Chu und ist wie Evergrande in der südchinesischen Provinz Guangdong nahe Hongkong beheimatet. Das weltweit weniger bekannte Unternehmen ist seit 1998 in Hongkong gelistet. Nach der Marktkapitalisierung steht Hopson laut Bloomberg auf Platz 13 der großen chinesischen Immobilienkonzerne.
Evergrande gilt als das weltweit am höchsten verschuldete Immobilienunternehmen. Es muss dringend Geld auftreiben, um Banken, Zulieferer und Anleihegläubiger fristgerecht bezahlen zu können. Zusätzlich schuldet Evergrande auch Kleinanlegern, darunter vielen Mitarbeitern, mehrere Milliarden Dollar. Erst vergangene Woche hatte Evergrande eine Bank-Beteiligung für zehn Milliarden Yuan (1,3 Milliarden Euro) verkauft, um sich etwas Luft zu verschaffen.
Der Konzern ist so groß, dass einige Experten eine «Ansteckungsgefahr» für Chinas Wirtschaft und darüber hinaus befürchten. Die chinesische Regierung zögert aber, dem Immobilienriesen zu Hilfe zu kommen. Eigentlich will sie für Ordnung auf dem hoch spekulativen und boomenden Immobilienmarkt in China sorgen und könnte mit Evergrande ein Exempel statuieren wollen.
Nach Presseberichten soll die Führung in Peking Lokalregierungen dazu aufgefordert haben, sich auf ökonomische und soziale Folgen einer möglichen Pleite des Konzerns einzustellen. Nach Angaben des «Wall Street Journal» warten im ganzen Land rund 1,4 Millionen Käufer auf den Bau oder die Fertigstellung von Evergrande-Wohnungen.
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