Schlechte Konsumstimmung, magere Umsätze: Der Einzelhandel zieht zum Abschluss des Weihnachtsgeschäftes eine negative Bilanz. «Das Geschäft war leider deutlich schlechter als 2022 und verlief ohne große Impulse», sagte Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverband Deutschland (HDE), der Deutschen Presse-Agentur.
Zwei Drittel der Händler sind demnach unzufrieden und beklagen schlechtere Umsätze als im Vorjahr, nur jeder Sechste äußert sich zufrieden. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Umfrage des Verbandes unter mehr als 350 Unternehmen. Obwohl das Weihnachtsgeschäft schon 2022 nicht gut gewesen sei, erwartet Genth ein preisbereinigtes Minus von fünf bis sechs Prozent. Der HDE rechnet im November und Dezember 2023 mit Umsätzen in Höhe von rund 120 Milliarden Euro.
Zurückhaltung beim Konsum
Den Hauptgrund für den enttäuschenden Jahresabschluss sieht Genth in der massiven Konsumzurückhaltung. Rezession, die hohe Inflation und Kriege hätten «bei den Verbrauchern große Unsicherheit ausgelöst und das Konsumverhalten sehr negativ geprägt». Auch der Einzelhandel hätte aufgrund von steigenden Energiekosten und höheren Einkaufspreisen mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt.
Genth sieht jedoch auch Lichtblicke. Die verkaufsoffenen Sonntage seien in Großstädten gut angenommen worden. Besonders gut gelaufen sei das Geschäft im Sporthandel. «Die Menschen sind geneigt, etwas für sich zu tun. Dieser Trend aus der Corona-Zeit hat sich jetzt erneut bestätigt», sagt Genth. Weniger zufrieden waren Händler im Bereich Bekleidung. Die Branche habe nicht die gewohnten Umsätze erzielen können und die Verunsicherung der Bevölkerung besonders gespürt.
Online-Handel profitierte kaum
Enttäuschend lief auch das Geschäft im Internet. Nach Angaben des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh) habe der Online-Handel kaum vom Weihnachtsgeschäft profitieren können. Der Handelsverband ist dennoch zufrieden mit der Entwicklung: Genth sieht eine Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau. Die Umsätze seien 40 Prozent höher als noch 2019. Auch viele kleinere und mittlere Geschäfte hätten das Online-Geschäft demnach inzwischen für sich entdeckt.
Trotz des enttäuschenden Jahresabschlusses blickt der Einzelhandel mit gedämpft optimistischen Erwartungen auf 2024. Der Arbeitsmarkt wirke stabilisierend, die Inflation gehe deutlich zurück. «Das sind gute Voraussetzungen dafür, dass die Menschen wieder sicherer und optimistischer werden und sich die Konsumstimmung verbessert», sagt Genth. Dadurch könne auch die Neigung zu höherpreisigen Anschaffungen wieder zunehmen.
Dennoch wird der Handel im neuen Jahr erneut mit Herausforderungen zu kämpfen haben. Genth verweist auf die negativen Auswirkungen der Kriege in der Ukraine und in Nahost. Zudem seien viele Händler von Lieferschwierigkeiten und Arbeitskräftemangel betroffen. Im Einzelhandel sind demnach mehr als 100.000 Stellen unbesetzt.
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